Zur Ausstellung mit Arbeiten von Thomas Virnich würden viele Titel passen. Das Museum DKM hat sich für „Die Welt am Kleiderhaken“ entschieden, weil die gleichnamige Arbeit eine von den genial-schrulligen des Mönchengladbacher Künstlers ist: Einen wie ein Puzzle aus Ländern und Meeren auf einem Drahtgeflecht zusammengesetzten Erdball hat er aufgeschnitten – schlapp wie ein altes Schnittmuster hängt er am Haken.

Doppelbödiger Humor

Die Ausstellung hätte aber auch heißen können: „Die Welt ist ein Baukasten“, Untertitel: „Vom einem Künstler, der seine kindliche Bastelleidenschaft auslebt.“ Doch diese spielerische Lust, Dinge zu zerlegen und zu verpacken, um sie vor einem staunenden Publikum wieder zusammenzusetzen, kann über die Doppelbödigkeit hinweg täuschen: Als Methode, einen verborgenen Kern freizulegen, oder gar Seh- und Denkgewohnheiten zu befragen und zu kommentieren. Virnich lässt in seinem Modell des Petersdoms das ehrwürdige Gebäude schwanken. Der asymmetrisch zusammengesetzte Bundesadler wirkt eher schräg denn erhaben, und die mit Blümchen, Schwänen und nackten Schönheiten reich verzierte Suppenschüssel hat er mit weiteren, Porzellanstücken, zum Teil geformt wie Monsterköpfe, so aufgefüllt, dass „überladen“ eine Untertreibung ist.

Erläutert Virnich seine Werke wirkt das naiv, überdreht, eigentlich schalkhaft. Ob er damit falsche Fährten legen möchte? Virnich sagt häufig, er habe Kindern etwas erklären wollen: Etwa das hölzerne Innenleben eines alten Treppengeländerpfostens heraus geschnitten, um Kindern Holz als Baumaterial vorzustellen. Oder das aufgeschnittene Modell des Zugs „Roter Blitz“, der auf Mallorca fährt, sei kein Kommentar zu den Terroranschlägen auf spanische Züge, sondern in zusammen gefalteter Form ein „Relativitätstheorie-Koffer“...

Ein anderes Virnich-Kapitel schlägt die Ausstellung, die Werke aus rund 30 Jahren umfasst, mit seinen Büchern auf, die auch Skulpturen sind. 1,72 mal 2,02 Meter misst eines dieser „Bücher“, bei denen jede dicke Riesenseite (aus Leinwand und Pappe) anders bemalt ist: Da bekommt das Wort „Bilderbuch“ eine ganz neue Dimension.

Der 1957 geborene Thomas Virnich ist in Duisburg präsent, steht doch sein „Schiffsbrunnen“ auf dem Skulpturen-Boulevard Königstraße in Höhe Kuhlenwall: Auch der zusammengesetzt aus Einzelteilen in Schiffsoptik. Das Modell hat Virnich in einem Koffer mit in die Ausstellung gebracht. Er habe zwar damals einen großen Speicher als Atelier gehabt, sagt er, aber die Arbeiten ja transportieren müssen...