Duisburg. Mehrere 100.000 Euro teure Kunstwerke der Bildhauerin Ursula Hanke-Förster gammeln wie achtlos weggeworfener Müll auf einem Duisburger Bauhof vor sich hin – zwischen Baumaterial und wilden Brombeeren. Zuvor standen sie auf der Berliner Brücke und wurden wegen bröckelnder Fundamente entsorgt.

Zwei Großskulpturen der im vergangenen Spätherbst verstorbenen Bildhauerin Ursula Hanke-Förster zierten von 1963 bis 2007 die Berliner Brücke. Dann wurden sie wegen bröckelnder Fundamente abgebaut – und verschwanden auf einem Walsumer Bauhof an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße. Dort gammeln die mehrere 100.000 Euro teuren Kunstwerke wie achtlos weggeworfen, am Boden liegend vor sich hin – zwischen Baumaterial und wild wuchernden Brombeeren.

„Eine Schande“, finden der Walsumer CDU-Ratsherr Elmar Klein und Ratskandidat Marius Brinkmann. Beide wünschen sich, dass die Wahrzeichen mit dem Namen „Begegnungen“ nach der Sanierung der Brücke, die im Mai beginnt, wieder aufgestellt werden.

Begegnungen heißt die Gruppenplastik, die 1964 auf der Berliner Brücke installiert wurde.
Begegnungen heißt die Gruppenplastik, die 1964 auf der Berliner Brücke installiert wurde. © Stadt Duisburg

Ein Wunsch, den der Landesbetrieb Straßen.NRW nicht erfüllen wird, wie eine Sprecherin am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung klarstellte: Die Brücke sei dermaßen schwach, dass nicht einmal die alten Leitplanken gegen solche ausgewechselt werden können, die heutigen Sicherheitsstandards entsprächen.

Erinnerungen an die Bronzestatue

Damit müssen die beiden Politiker ihre Idee begraben, die mehrere Meter großen Skulpturen schon bald wieder an prominenter Stelle präsentieren zu können. „Wenn ich früher aus dem Urlaub nach Hause kam und die Figuren sah, dann wusste ich: Jetzt bin ich wieder zu Hause“, beschreibt Klein seine Erinnerungen an die Bronzestatuen. Inzwischen haben die Werke arg gelitten.

Sie standen sich auf der Brücke gegenüber, die angedeuteten Personen schauten sich an – über die Fahrbahnen hinweg. Die Skulpturen erhielten den Titel „Begegnungen“ in Anlehnung an die Situation im damals geteilten Berlin. Zueinanderkommen wollten die Menschen in Ost und West, aber es ging nicht oder nur schwerlich. Dort war es die Mauer, hier der tosende Verkehr, der das Zueinanderkommen (fast) unmöglich machte.

Der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin und spätere Bundeskanzler Willi Brandt weihte die Brücke mit den Kunstwerken 1963 ein.

Skulpturen gehören der Stadt

Die Skulpturen gehören der Stadt Duisburg, der Wert konnte am Dienstag nicht angegeben werden. 2008 allerdings wurde eine Zahl genannt, nachdem Diebe über Pfingsten sechs der zwölf Köpfe mit Werkzeugen auf dem Lagerplatz abgetrennt hatten: Der Schaden belief sich nach Schätzung der Polizei auf 400.000 Euro. Der Materialwert der gestohlenen Bronze wurde damals mit 10.000 Euro angegeben.