Duisburg. .
Brücken werden gebaut, um zu bleiben. Nicht so die Expo-Brücke: Bis sie stand, wo sie jetzt steht, musste sie zweimal umziehen – von Brüssel nach Duissern, von Duissern nach Neudorf, welch doppelte Grenzüberwindung!
Gelb ragt der Pfeiler auf, der die Brücke unverwechselbar macht und heute den Weg ins Grüne weist. Von der Lotharstraße führt der Forsthausweg über die Autobahn A 3 direkt in den Stadtwald. Dass ihre Brücke dort eine tragende Rolle spielt, dürften sich die Architekten kaum erträumt haben.
Egon Eiermann, dessen Bedeutung als Baumeister sogar per Briefmarke gewürdigt wurde (2004), ist die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, das Bonner Abgeordnetenhochhaus „Langer Eugen“ und die „Horten-Kachel“, die die Fassaden des Kaufhaus-Konzerns mit Duisburger Wurzeln unverwechselbar machte. Zusammen mit Sep Ruf, verantwortlich für den schlicht-schönen Bonner Kanzlerbungalow, entwarf Eiermann den deutschen Pavillon für die Weltausstellung 1958 in Brüssel. Clou der Planung: ein stählerner Verbindungssteg, 60 Meter lang und asymmetrisch von einem 50 Meter hohen Pylon getragen. Und wie das mit Ausstellungen so ist, so war es auch mit der Expo: Irgendwann war sie zu Ende, die Brücke übrig.
Und bedeutend war sie wohl auch, steht in der Denkmalliste: „Die Brücke verkörpert durch ihre Gestalt und ihre Gestalter Architekturentwicklung der 50er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland.“ Und mit der Aufforderung zur Teilnahme an der Weltausstellung durch die belgische Regierung sei neun Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg „die Rückkehr Deutschlands in die Gemeinschaft der westlichen Kulturstaaten vollzogen“ worden. Spaziergänger und Jogger werden’s heute zu schätzen wissen.
1959 kam die Brücke nach Duisburg, überspannte die damals noch von VW-Käfern dominierte A 3 und verband die beiden Teile des Zoos am Kaiserberg. Mit einer Breite von 4,40 Meter genügte die Überführung aber nicht auf Dauer den Ansprüchen des Tierparks, auch war der Käfer weniger geworden und der Verkehr mehr. Die Autobahnbauer wollten mehr Fahrspuren, der Zoo brauchte eine leistungsfähigere Verbindung, die heutige „Landschaftsbrücke“ musste her.
Auf den Schrott aber wollte niemand die Expo-Brücke verbannen, die längst Erkennungszeichen für Duisburg geworden war für Reisende auf der A 3 und ebenso für Freunde des Zoos. Also fasste man den kühnen Entschluss, die Brücke nicht nur um einige hundert Meter zu verschieben, sondern sie auch noch um ein gutes Stück zu verlängern. Sechs Autobahnspuren galt’s zu überspannen, zuvor waren’s nur vier. Seit Ende der 90er Jahre steht das gute Stück nun am Forsthausweg. Letzte Station? Wer weiß?