Duisburg. In Duisburg leben immer mehr Kinder von Zuwanderern aus Südosteuropa. Obwohl im August sechs neue Kindergärten ihren Betrieb starten, werden in einigen Stadtteilen die Plätze knapp. In städtischen Einrichtungen soll nun das Gruppensoll überschritten werden - wenn genug Platz vorhanden ist.

Wenn im August das neue Kindergartenjahr beginnt, könnte es eng werden in den städtischen Einrichtungen. Um die notwendige Zahl der Betreuungsplätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren zu erreichen, hat die Stadt bereits Überschreitungen der Gruppenstärken einkalkuliert. Zumindest dort, wo es die Räume noch hergeben. Das geht aus einem Papier hervor, mit dem sich in Kürze die Politik beschäftigen muss.

Zwar werden ab August sechs neue Kindergärten ihren Betrieb aufnehmen und mit insgesamt 12.215 Kita-Plätzen rund 430 Plätze mehr als im Vorjahr zur Verfügung stehen. Dennoch wird die Betreuungsquote in Duisburg deutlich sinken, weil es einfach deutlich mehr Kinder gibt. Hintergrund ist die starke Zuwanderung, vor allem aus Südosteuropa. Rund 5000 ausländische Personen sind 2013 nach Duisburg gezogen, davon sind 455 zwischen drei und sechs Jahren alt.

Sechs neue Kitas reichen nicht

Während sich der Ausbau der Betreuungskapazitäten zuletzt vor allem auf die U3-Betreuung konzentriert hatte, wird die Stadt künftig auch das Angebot für die älteren Kita-Kinder deutlich ausweiten müssen. Alleine für das nächste Kindergartenjahr werden drei Einrichtungen um eine Gruppe erweitert, zudem wird die Stadt in Bergheim die Kita an der Breslauer Straße um Container erweitern, in die zwei neue Gruppen mit je 25 Kindern ziehen sollen.

Denn dort ist der Bedarf besonders angestiegen, die Bevölkerungsstatistik verzeichnet alleine dort 160 Kinder unter sechs Jahren mehr als noch vor einem Jahr. Durch die Zuwanderung hat sich die Situation in den einzelnen Stadtbezirken und Ortsteilen völlig unterschiedlich entwickelt. Schwerpunkte sind neben Bergheim vor allem Marxloh (plus 207 Kinder unter 6 Jahren in einem Jahr), Bruckhausen und Obermeiderich (jeweils plus 46) sowie Hochfeld (+98) und Hochemmerich (+55).

In Marxloh, Untermeiderich und Hochemmerich fehlen Plätze 

Dementsprechend unterschiedlich entwickeln sich auch die Betreuungsquoten in den Ortsteilen: Während in Alt-Walsum, Rheinhausen-Mitte oder Buchholz ein deutlicher Überhang besteht, fehlen vor allem in Marxloh, Untermeiderich und Hochemmerich wohnortnahe Kita-Plätze für Drei- bis Sechsjährige. Die Folge: Eltern und Kinder müssen sich im Zweifel auf längere Wege zu einer Kita im benachbarten Ortsteil einstellen.

Fraglich bleibt allerdings, in wieweit die zugewanderten Familien das Betreuungsangebot für ihre Kinder überhaupt annehmen. Zwar formuliert die Stadt als „erstrebenswertes“ Ziel, dass gerade auch den Kindern integrationswilliger Zuwanderer eine öffentlich geförderte Kindertagesbetreuung angeboten wird.

Ein Teil sei „nicht kindergartenfähig“

Fakt sei jedoch, dass „ein Teil der Zuwandererkinder zu Beginn ihrer Einreise nach Deutschland aufgrund der Sprache und vor allem aufgrund ihres soziokulturellen Hintergrundes noch nicht kindergartenfähig ist oder die Eltern noch nicht ausreichend vom Nutzen einer Kindertagesbetreuung überzeugt sind“, heißt es in dem Rathaus-Papier. Schließlich gebe es zwar einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, aber keine Besuchspflicht. Damit der fragliche Bedarf gedeckt werden kann und die Gruppenstärken nicht auf lange Sicht überschritten werden, will die Stadt jetzt mit allen Trägern einen weiteren Ausbauplan erarbeiten.

An der rechnerischen Betreuungsquote ändert das nichts. Bis zum Ende dieser Woche muss die Stadt die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze beim Land gemeldet haben. Laut Ratsbeschluss muss der Betreuungsbedarf für Kinder ab drei Jahren mindestens mit einer Quote von 95 Prozent gedeckt sein. Mit den neuen Kitas, den zusätzlichen Gruppen sowie den Überschreitungen der Gruppenstärken wird diese Quote im nächsten Jahr nur ganz knapp erfüllt.