Duisburg. Lynne Stagg, Oberbürgermeisterin von Portsmouth, plant den Schulaustausch mit Duisburg wiederaufleben zu lassen. Sie sagt: „Die zwischenmenschliche Wärme der direkten Begegnung kann kein Facebook ersetzen.“ Das hat sie auch persönlich zu spüren bekommen – beim Karneval in der Stadt.
Die Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und Portsmouth war nach dem Krieg ein bemerkenswertes Stückchen kommunale Außen- und Friedenspolitik. Heute, im Zeitalter von Facebook und Billigfliegern, die Landesgrenzen häufig unwichtig erscheinen lassen, mag man sich fragen, wozu Partnerstädte noch wichtig sind. Lynne Stagg, Bürgermeisterin von Portsmouth, hat dazu eine Menge Antworten parat. Die Wichtigste: „Zwischenmenschliche Wärme – kein Facebook kann das transportieren.“
Vier Tage war Lynne Stagg mit einigen Ratskollegen zu Gast in Duisburg, schon heute sitzt sie wieder an ihrem Schreibtisch in England und will einen neuen Schüleraustausch zwischen beiden Städten auf die Beine stellen. Noch bis Juni bekleidet die Liberaldemokratin das in England eher repräsentative Bürgermeister-Amt – bis dahin will sie die Weichen für ein Austauschprogramm gestellt haben: „Ich habe keine Zeit zu verlieren, das ist sicher.“ Zwei Schulen in Portsmouth hat sie als Kooperationspartner bereits im Hinterkopf.
Fachliche Informationen vor Ort gesammelt
Für die ehemalige Lehrerin ist das Projekt auch deshalb Chefsache, da sie beim Besuch der Aletta-Haniel-Gesamtschule vor Ort viel fachliche Inspiration gesammelt hat. „Wir durften an einer Integrationsklasse mit Schülern verschiedener Nationalitäten teilnehmen“, berichtet sie, „das Konzept und der sichtbare Erfolg waren beeindruckend.“ Sie überlegt bereits, ob man die Idee in Großbritannien kopieren könnte.
Wahre Freundschaft wächst langsam
Die Freundschaft zwischen Duisburg und Portsmouth nahm vor 64 Jahren, im Jahr 1950, ihren Anfang. Damit ist diese Städtepartnerschaft von allen befreundeten Kommunen in Duisburg die älteste. 464 deutsch-britische Städtepartnerschaften gibt es bundesweit.
Da die Lage der Stadt schwierig ist, gibt es keine finanzielle Förderung der Städtepartnerschaften. Bei Schulaustauschprojekten steht das Comenius-Projekt der EU als Fördertopf zur Verfügung, das von den meisten Duisburger Schulen bei einem Austausch auch genutzt wird.
Es ist nicht der einzige Impuls, den die Delegation aus Duisburg mitnimmt. Stagg hatte das Vergnügen, am Kinderkarnevalszug Hamborn und am Rosenmontagszug in der Innenstadt teilzunehmen. „So etwas haben wir in England nicht“, erklärt Stagg, „aber ich war beeindruckt, wie sehr die Umzüge die ganze Kommune zusammenbringen.“ Für Portsmouth denke sie bereits an eine „Parade“, die Ähnliches vollbringen soll. Vor allem aber will sie in ihrem Stadtrat von den „effizienten Aufräumarbeiten“ nach dem Umzug berichten: „Warum schaffen wir das nicht, wenn die Deutsches es doch hinbekommen?“
Es ist der fachliche Austausch von zwei Kommunen mit ähnlichen Problemen, der für Lynne Stagg heute Sinn und Bereicherung einer Städtepartnerschaft ausmacht. Dass man sich längst ganz selbstverständlich über den Krieg unterhält, ist auch Ergebnis dieser langjährigen Freundschaft. Der Auftakt stand schließlich unter einem anderen Stern: „Die Deutschen hatten den Hafen von Portsmouth bombardiert und die Briten den Hafen von Duisburg“, erinnert sich Alt-Oberbürgermeister Josef Krings. „Unsere deutsch-englische Städtepartnerschaft war nach dem Krieg eine der ersten überhaupt“, betont auch Oberbürgermeister Sören Link, „das kann man nicht genug würdigen.“ Lynne Stagg tut es trotzdem, auf ihre Weise: „Dankeschön Duisburg - und helau.“