Duisburg. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Verwaltung äußert sich zur geplanten Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und Fort Lauderdale in den USA. Er sieht wenig Sinn in dieser Verbindung - eine Partnerstadt in der Türkei läge da näher.

Die Städtepartnerschaften binden nach Ansicht eines Kenners der Materie weitaus mehr Kräfte innerhalb der Stadtverwaltung als bisher zugegeben wird. In einem Gespräch mit der Redaktion erläuterte ein ehemaliger Mitarbeiter der Verwaltung, dass mit einem Personaleinsatz von nur zwei Mitarbeitern - wie von der Stadt jüngst behauptet - die anfallende Arbeit kaum zu schaffen sei. „Ich weiß, dass sich mehr Leute damit beschäftigen müssen. Das sind mindestens vier“, sagte Wulf H. (Name geändert).

Die Ankündigung von Oberbürgermeister Sauerland, Sponsoren würden den weiteren Austausch künftig tragen, so dass die Stadt finanziell nichts zuschießen müsse, sieht Wulf H. kritisch: „Eine Fremdfinanzierung bedeutet auch, dass daraus gewisse Verpflichtungen entstehen.“ Die Partnerschaften mit Portsmouth und Calais sei ohne Sponsoren ausgekommen: Eigenanteil von Vereinen, Verbänden und Schulen plus Zuschüsse der Stadt - so habe die Finanzierung der Städtepartnerschaft ausgesehen. Das sei heute nicht mehr möglich. „Aber es stellt sich doch die Frage: Wo setze ich die Mittel, die ich noch habe, ein? Ich habe nichts gegen Fort Lauderdale, meine Kritik richtet sich gegen den Einsatz der Mittel und die Begründung der Partnerschaft.“

Städtepartnerschaften sollen Menschen zusammenbringen

Städtepartnerschaften seien nach dem Krieg entstanden, damit die Menschen im Sinne der Aussöhnung aufeinanderzugehen. Nach Portsmouth (England) folgte Calais (Frankreich). „In den 70er Jahren wurde versucht, durch eine Partnerschaft mit Lomé (Togo) kommunale Entwicklungshilfe zu leisten. Aber man hat schnell eingesehen, dass das nicht funktioniert.“ Über den Senior-Expertenservice entstanden die Kontakte zu Wuhan in China. „Es gab und gibt kulturellen Austausch, aber keine Begegnung der Bürger wie mit Calais und Portsmouth.“

Die Partnerschaft mit Perm entstand lange nachdem Duisburg mit Vilnius (damals noch Sowjet-Union) eigentlich schon eine Partnerschaft mit einer Stadt der Siegermacht hatte. Reger Kontakt zwischen Bürgern aus Duisburg, Perm, Wuhan, San Pedro Sula in Honduras (Wulf H.: „Das hat mich vom Hocker gehauen. Was kann man denn da - wie im Fall Lomé - schon als Stadt tun?“) und auch Fort Lauderdale sei doch kaum möglich. „Die Partnerschaft mit einer Stadt in der Türkei lag da schon viel näher. Auch schon zu Zeiten von OB Krings war das ein Thema.“ Man sei aber immer wieder davor zurückgeschreckt, weil auch nicht klar war, wie man das bewältigen sollte.

Kein Konzept für eine Partnerschaft mit Fort Lauderdale

Über die tatsächlichen Beweggründe, mit Fort Lauderdale eine Partnerschaft einzugehen, rätselt Wulf H.: „Wenn man jetzt erst über Konzepte sprechen will, frage ich mich, ob man sich darüber im Vorfeld keine Gedanken gemacht hat. Wirtschaftskontakte? Wer aus der Wirtschaft Kontakte zu den USA sucht, braucht keine Städtepartnerschaft. Universität? Sie hat doch schon Partnerschaften. Duisburger Hafen? Auch der hat schon Partnerschaften mit anderen Häfen.“