Duisburg.

Kristina Leliveldt ist nicht zufrieden. „Köpfe“, schreit sie, obwohl die Musik aus den Boxen so laut dröhnt, dass man sie fast nicht mehr verstehen kann. Doch die, für die das Kommando bestimmt ist, wissen genau, was Leliveldt von ihnen sehen will. Die 28-Jährige ist seit sechs Jahren die Trainerin der Tanzgarde der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Hamborn Marxloh 1958. Es ist Mittwochabend: Trainingszeit im Kulturzentrum Wehofen. Und jetzt in der Karnevalszeit wird noch akribischer gearbeitet als sonst.

Zweieinhalb Stunden dauern die Einheiten in dem alten Klassenraum, den sich die Tänzerinnen zu ihrem eigenen Probenstudio umgerüstet haben. Große Spiegel an den Wänden und eine leistungsstarke Musikanlage sind für das Training unverzichtbar. Und kurz vor den tollen Tagen wird der Raum im zweiten Stock des alten Schulgebäudes auch mal zum zweiten Zuhause. „Dann können die Einheiten durchaus von 18 bis 22 Uhr dauern und sonntags wird noch ein zweites Mal trainiert“, sagt Karin Weyers, die Leiterin der Tanzgarde.

Vier Auftritte täglich

Bis zu 20 Auftritte absolviert die Tanzgarde der Rot-Weißen in der Session. Am Karnevalswochenende können es sogar bis zu vier am Tag werden. Und immer werden dabei mindestens drei Tänze gezeigt. „Gardetanzen ist Hochleistungssport“, versichert Trainerin Leliveldt und eine einzige Kostprobe genügt, um das zu bestätigen. Denn nach dem gründlichen Aufwärmen und Dehnen steht auch schon der ersten Gardetanz auf dem Trainingsplan. Der Bass wummert durch den Raum. Konzentrierte Blicke bei der Trainerin und den Betreuern, eisernes Lächeln bei den Tänzerinnen. „Hoch“, ruft Leliveldt ihnen zu. Aus dem Sprung landen die jungen Frauen im Spagat, um dann gleich wieder aufzustehen und die Beine durch die Luft zu schleudern. Fünf Minuten Vollgas. Nach dem letzten Bass gibt es nur noch ein Geräusch im Raum: lautes Atmen.

„Viele gehen neben dem Tanzen auch noch im Fitnessstudio trainieren. Die Kondition muss immer top sein“, erklärt Leliveldt. Erst recht, weil die Auftritte im Kostüm samt Perücke und Schminke unter brennendem Scheinwerferlicht stattfinden. Die meisten der 15 Tänzerinnen zwischen 16 und 28 Jahren sind schon von klein auf dabei und tanzten schon in der Kindergarde der Rot-Weißen.

Neben den Gardetänzen gehören auch jährlich wechselnde Showtänze zum Programm der Tanzgarde. Kostüme, Choreographie, Musik, alles wird in Eigenregie geschneidert, erdacht und gemixt. Und getanzt wird das ganze Jahr über. „Nur nach Aschermittwoch nicht. Da gibt es sechs Wochen Pause. Die haben sich die Mädchen aber auch redlich verdient“, sagt Gardechefin Karin Weyers.