Serm. .

Die Mädchen schwingen zum Takt der Musik ihre Beine in die Höhe und stampfen auf den Boden. Den Rücken immer gerade, während sie Zylinder und paillettenbesetzte Hüte auf ihren Köpfen balancieren. Battements heißen diese Tanzschritte, die an den Stechschritt eines Soldaten erinnern. Zeit zum Verschnaufen bleibt ihnen keine, denn Annette Gietmann zählt den Takt jetzt laut mit. Für die Tanzgarde Südsterne gibt’s keine Sommerpause. Schon jetzt proben die Tänzerinnen für die nächste Session, die im November beginnt.

In Zweierpärchen finden sich die jungen Frauen zusammen, blitzschnell steigen die leichteren auf die Schultern ihrer Partnerinnen, und die Gruppe bildet eine Pyramide. „Weniger Hektik, mehr Körperspannung“, ruft Gietmann. Ihre Mädels sind kräftig ins Schwitzen gekommen und ziehen ihre weißen Vereinsjacken aus, auf denen das Logo der Karnevalsgesellschaft Südstern prangt.

Zweimal pro Woche Training

Zweimal pro Woche treffen sich die acht jungen Frauen mit ihrer Trainerin Gietmann und Organisationsleiterin Katrin Schulz im Pfarrheim an der Dorfstraße, um sich auf die kommende Session vorzubereiten und vor allem, um die neuen Choreografien zu lernen. Noch gelingt längst nicht alles perfekt, und wenn mal eine Hebefigur schiefgeht oder die Tänzerinnen nicht alle Bewegungen synchron durchführen, lachen sie oft – überhaupt wird beim Training viel und herzhaft gelacht. „Bei uns steht der Spaß im Vordergrund“, sagt die 18-jährige Pia Krajewski und alle stimmen zu. „Wir sind eine lustige, offene Gruppe“, ergänzt die 14-jährige Patrizia Straub, die schon seit rund elf Jahren bei der KG Südstern tanzt. Hier ist man mit Freunden zusammen oder findet schnell neue Freunde.“

So groß auch der Platz ist, den der Karneval im Herzen der Tänzerinnen einnimmt, als Gruppe schwingen sie nicht nur die Beine, es gibt auch gemeinsame Urlaubsfahrten oder DVD-Abende mit Übernachtungspartys.

Vor etwa einem Jahr waren sie noch doppelt so viele. Doch durch Abitur und Studium ist die Garde geschrumpft. Jetzt suchen sie nach Verstärkung, sprechen Klassenkameraden an und verteilen Flugblätter. Einige Neulinge stoßen nach Auftritten dazu, doch die sind noch einige Monate hin.

„Man muss nicht schon tanzen können, sollte aber Talent haben“, sagt Gietmann. „Neueinsteiger müssen natürlich Gas geben und auch zu Hause üben, weil alle Tänzerinnen alles können müssen.“ Reicht das Können noch nicht für den Haupttanz – ein gewisser Anspruch müsse schließlich sein –, werde man zumindest bei der Zugabe eingesetzt. Um das Kostüm braucht sich niemand zu sorgen. Die teuren Gardeuniformen stammen aus dem Vereinsfundus. Trainerin Gietmann hätte auch gerne Jungs in ihrer Truppe – und bei dem Gedanken funkeln ausnahmslos die Augen der jungen Frauen. „Doch auch ohne Jungs haben wir viel Spaß am Tanzen, und wenn dann noch das Publikum beim Auftritt Spaß hat, dann ist alles gut.“