Duisburg. Der jüngste AOK-Bericht hat gezeigt: in vielen Krankenhäusern mangelt es an Hygiene. Ute Storm ist Hygiene-Detektivin in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg. Sie tüftelt an Wegen, Infektionen von Patienten fernzuhalten. Dafür schaut sie auch manchem Arzt genau auf die Finger.
Kurz gehustet, den Fahrstuhlknopf gedrückt und dann beherzt dem Krankenpfleger Thaddäus Nowak im Schockraum, Drehscheibe für alle Schwerstverletzten, die Hand gedrückt – so schnell kann man alles falsch machen. Und kann doch aufatmen, wenn Nowak den Gruß mit einem ziemlich feuchten Händedruck erwidert: Frisch desinfiziert, und zwar richtig, sind seine Hände. Hygiene-Banausen sind in der Unfallklinik fehl am Platz.
Ute Storm, zuständig fürs Hygiene- und Gesundheitsmanagement, führt hier ein freundliches, aber unbestechliches Regiment. Sie ist gemeinsam mit 19 Hygienefachkräften dafür verantwortlich, dass Krankenhauskeime, entzündete Wunden und ansteckende Krankheiten sich auf den Stationen nicht breitmachen. Dass in anderen Häusern Mängel herrschen, hat der jüngste AOK-Bericht aufgezeigt. Die Unfallklinik aber schneidet im deutschlandweiten Vergleich sehr gut ab.
Behandlungskette muss hygienisch einwandfrei ablaufen
Storm achtet darauf, dass alle Hygienemaßnahmen auf dem neuesten Stand der Forschung sind. Flächen, die leicht verkeimen können, bestehen in der Klinik mittlerweile aus bakterienabweisendem Edelstahl, Katheter sind antiseptisch. Tagtäglich schaut sie sich die mikrobiologischen Befunde aller Patienten an, sucht nach Keimen, überprüft, ob die Infektion vor oder nach Einlieferung stattgefunden hat, ob sich Fälle auf bestimmten Stationen häufen.
„Reagiert wird dann sofort“, sagt Storm, „eine Bilanz am Jahresende bringt dem Patienten gar nichts.“ Um ihn zu schützen, muss die gesamte Behandlungskette hygienisch einwandfrei ablaufen: „Es reicht nicht, wenn der OP-Raum tipptopp ist, aber nicht die Bereiche, in denen geröntgt wird oder Physiotherapie stattfindet.“
Die Arbeit ist es wert
Alle zwei Jahre macht sie sich auf Stichproben-Pirsch, dann schaut sie sich an, welches Keimspektrum sich auf den Händen von Ärzten und Pflegern befindet. Wer schlampig desinfiziert, wird angemahnt: „Das kommt dann selten ein zweites Mal vor.“ Für Storm ist das Basisarbeit. Am anderen Ende der Skala steht die Perfektionierung von ohnehin schon ausgetüftelten High-End-Behandlungen. „Bei schweren Brandopfern, die beatmet werden müssen, haben wir die Mundpflege nun durch wasserfreies Antiseptikum ersetzt“, sagt sie. Die Infektionsrate sinkt dadurch nur um geringste Prozentpunkte – für Storm ist das aber die Arbeit wert.
Manche Hygiene-Sorgen kann sie hingegen entkräften: „Böden, Klinken oder Fahrstuhlknöpfe spielen hier keine Rolle bei der Infektionsübertragung“, so Storm, „aber natürlich putzen wir auch jeden Tag.“ An Einkaufswagen fände sich ein bunteres Keimspektrum, wie überhaupt Haut, Haare und Plastik wahre Keim-Hallodris sind. Spricht’s und hustet vorbildlich – in die Armbeuge.