Duisburg. . Für die Übernahme der MSV-Arena gibt es offenbar eine Mehrheit. Doch die Zustimmung kommt von vielen Politikern nur zähneknirschend. Vor der Entscheidung im Rat positionieren sich auch die kleineren Parteien deutlich und teils kritisch. Die FDP nennt den Kauf eine „katastrophale Fehlentscheidung“.
Die Übernahme des Stadions zur MSV-Rettung sorgt für eine strittige Debatte — längst nicht nur in der Parteienlandschaft, sondern auch bei Bürgern und natürlich den MSV-Fans. Die Entscheidung trifft am Montag der Stadtrat, bereits im Vorfeld steht eine breite Mehrheit. Nachdem die beiden großen Volksparteien SPD und CDU ihre Zustimmung signalisiert haben, zog gestern auch die Ratsfraktion der Linke nach, obwohl es zuvor deutliche Kritik der Partei am Zeitdruck gab.
„Profisport hat was von Lotterie“
„Wir stimmen dem Lösungsversuch zähneknirschend zu, weil wir das Risiko für Duisburg für überschaubar halten und das Land nicht im Stich lassen wollen, dass mit seiner 18-Mio.-Bürgschaft für den Stadionbau ebenfalls an einer Schadensbegrenzung interessiert ist“, erklärt die Fraktionsvorsitzende Martina Ammann.
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Diesem Entschluss sei am Donnerstagabend eine „intensive Diskussion“ im erweiterten Fraktionsvorstand vorausgegangen, zu der auch Stadtkämmerer Peter Langner eingeladen war. Zudem habe es zuvor noch „tagelange Recherchen und Gespräche“ gegeben, auch mit den Kooperationspartnern SPD und Grünen. „Für uns steht ein entsprechender Ratsbeschluss ganz klar unter dem Vorbehalt, dass die zahlreichen Bedingungen eingehalten werden. Scheitert der Lösungsversuch jetzt bereits an der Stadt, ist die Insolvenz der Stadiongesellschaft unvermeidlich mit schwerwiegenden Folgen für die öffentliche Hand. Das wäre nicht zu verantworten“, sagt Ammann.
Der Fraktions-Vize Hermann Dierkes hält jetzt aber auch eine Debatte über das Verhältnis von Profisport und öffentlichen Geldern für notwendig: „Dass sich das Land NRW über Jahre 320 Mio. Euro an Bürgschaften für überzogene Stadionbauten auch andernorts aufgeladen hat, darf nie wieder passieren. Der Profisport hat ja etwas von einer Lotterie. Darin haben Steuergelder und öffentliche Beteiligungen im Grunde nichts zu suchen.“
FDP nennt Kauf „katastrophale Fehlentscheidung“
Die Piratenpartei Duisburg dagegen fordert die Ratsmitglieder auf, dem Kauf der Mehrheitsanteile nicht zuzustimmen: Die geplante Übernahme sei für die Stadt mit „unüberschaubaren Risiken“ verbunden. Dass die Anteile und damit das Risiko auf verschiedene Stadttöchter verteilt werden sollen, enthalte schon „die Ahnung des Scheiterns“.
Die FDP wird noch deutlicher: Eine „katastrophale Fehlentscheidung“ nennt sie den Kauf. „Fußball ist ein hochemotionales Thema. Auch in der vergangenen Fraktionssitzung der FDP. Mit großer Mehrheit wurde letztendlich entschieden, die vorliegende Drucksache abzulehnen“, berichtet der FDP-Fraktionsvorsitzende Wilhelm Bies. „Leider wird in der Drucksache den Duisburgern Sand in die Augen gestreut. Es wird der Eindruck erweckt, es seien ,nur’ 500.000 Euro zu zahlen, die Anteile würden in städtischen Gesellschaften verschwinden und die fußballerische Welt in Duisburg sei in Ordnung.“
MSV-Arena
Die Stadt hält über die DBV bereits einen Anteil von 33,3 % an der Arena. Jetzt will sie von Schauinslandreisen weitere 16,8 % kaufen und kommt damit auf eine Mehrheit von 50,1 %.
Der Buchwert der Anteile liegt bei 1.261.680 Euro, die Stadt zahlt davon 40 % als Kaufpreis, also 504.672 Euro.
Die Anteile reicht die Stadt zu je 8,4 % an die Wirtschaftsbetriebe sowie an die DVV-Tochter Octeo weiter. Bei diesen Töchtergesellschaften werden die Anteile mit einem Wert von einem Euro in die Bücher gestellt.
In der Stadiongesellschaft folgt ein Schuldenschnitt von 75 % über den Stadt-Kredit von 2 Mio und den Bankkredit von 17,6 Mio (Land übernimmt davon 80 %).
Die Kaltmiete für den MSV wird ab dem 1. April bis Mitte 2016 auf 900.000 Euro festgelegt. In der 2. Liga würde sie 1,5 Mio betragen.
Verantwortungs- oder alternativlos?
Stattdessen gebe es weitaus mehr vertragliche Beziehungen, als die Beschlussvorlage im Rat erscheinen lasse, so Bies weiter: „Rechnet man diese Forderungen zusammen, so kommen sofort viele Millionen Euro zusammen, die vom Steuerzahler für den Drittligisten bezahlt werden müssen. Der Ankauf der Anteile ist nicht alternativlos sondern verantwortungslos.“
Alternativlos — das ist genau das Argument für die Zustimmung der Bürger Union, die mit einem Sitz im Rat vertreten ist. Denn sonst drohe dem MSV sofort die Insolvenz, und man wolle ja „nicht wirklich Totengräber des MSV“ werden, argumentiert Ratsherr Knut Happel: „Wir haben kein Problem den maroden Zoo immer wieder zu subventionieren. Aktuell kostet das die Duisburger ebenfalls rund 500.000 Euro.“ Wie der Zoo sei auch der MSV ein bedeutender Werbeträger.