Duisburg. Mit der möglichen Mehrheitsübernahme der Schauinsland-Arena macht die Stadt Duisburg den ersten Schritt zur Rettung des MSV. Zebra-Chef Udo Kirmse war so erleichtert, dass er keinen Schlaf mehr fand. Doch in der Politik gibt es vor der Ratsentscheidung am Montag noch viele offene Fragen.
Die Liste der Bedingungen, die die Stadt bei einer möglichen Mehrheitsübernahme der Schauinsland-Reisen-Arena zur finanziellen Rettung des MSV stellt, ist lang: Sie umfasst 16 Punkte und ist damit fast so umfangreich wie die gesamte Ratsvorlage, die das Stadtparlament am kommenden Montag zu beraten und zu beschließen hat. Wie berichtet, soll dann entschieden werden, ob die Stadt für 500.000 Euro über Tochtergesellschaften ihren Anteil an der Stadiongesellschaft auf eine 50,1-Prozent-Mehrheit aufstockt.
Nur mit diesem Schritt wäre überhaupt ein Schuldenschnitt beim MSV und ein erfolgreicher Lizenzantrag möglich. Die Zeit drängt: Montag ist die letzte Ratssitzung vor dem Lizenztermin Anfang März. Bedingungen der Stadt: durchfinanzierte zwei Spielzeiten, alle Mietnebenkosten zahlt der Verein, Einigung auf den Schuldenschnitt, kein Widerspruch der Kommunalaufsicht, positive Stellungnahme des Finanzamtes zu möglichen Steuern auf Sanierungsgewinn.
Mettler-Kritik am MSV
Der Zeitdruck ist auch SPD-Fraktionschef Herbert Mettler ein Dorn im Auge. „Die Verantwortlichen haben die Zeitschiene arg gedehnt“, geht seine Kritik an den MSV. Heute wird Stadtkämmerer Peter Langner in der Fraktion den Stadion-Deal erläutern. „Das Schwierige ist, die Auswirkungen zu bewerten“, räumt Mettler ein. Klar ist der Politik aber auch: Gibt sie nicht mit der Übernahme der Stadionmehrheit das Signal, haben sich Schuldenschnitt und Lizenz für den MSV erledigt.
In der Vorlage heißt es, dass bei einer MSV-Pleite ohnehin zur Wartung eines ungenutzten Stadions bis zu 400.000 Euro auf die Stadt als Grundstückeigentümerin zurückfielen. Nach erster Sicht scheint Mettler der städtische Aufwand von 500.000 Euro „vertretbar“. Er sagt aber auch: „Es gibt Restrisiken.“
Als „Stück aus dem Tollhaus“ bewertet FDP-Fraktionschef Wilhelm Bies, dass dem Rat die Entscheidungsvorlage so kurzfristig „quasi vor die Füße geworfen wird“. Bies hat „persönlich mehr als Bauchschmerzen“ bei einer möglichen Zustimmung. Zu unklar sei noch, „ob es da mit den 500.000 Euro getan ist“ oder ob die Allgemeinheit noch tiefer in die Tasche greifen muss für einen Verein, der „möglicherweise falsch gehandelt hat“.
CDU hat noch Fragen
Viele Fragen hat auch noch die CDU. Gleich einen ganzen Katalog hat sie an dem Oberbürgermeister geschickt . Im Tenor geht es darum, wie die Stadt in das weitere Verfahren des MSV bei dessen Sanierung und dem Lizenzverfahren eingebunden ist und damit „ein Auge darauf haben“ kann.
Fraktionschef Rainer Enzweiler: „Da muss Transparenz rein.“ Auch er bewertet den Zeitdruck als „befremdlich“. Unklar ist ihm zudem, warum die Stadt den komplizierten Umweg über zwei weitere Stadttöchter wählt, um die Stadionanteile zu verteilen. Grundsätzlich gilt aber die Losung bei der CDU: „Um städtische Interessen und Eigentum zu sichern, macht es Sinn, dass sich die Stadt beteiligt.“
Schauinsland-Chef Kassner steht zum MSV
Warum engagiert sich ein erfolgreicher Unternehmer bei einem problembeladenen Verein wie dem MSV? Bei Gerald Kassner, Chef von Schauinsland-Reisen, hört sich die Erklärung so an: „Es geht darum, ein gemeinsames Ziel zu erreichen und das ist, dass der MSV überlebt. Dazu muss jeder seinen Teil beitragen, und es gibt nicht allzu viele, die das können.“ Und: „Der Verein gehört zu Duisburg.“
Kassner kann, denn das Familienunternehmen mit Wurzeln in Marxloh und Sitz am Innenhafen blüht und gedeiht. Schauinsland-Reisen, vor fast 100 Jahren gegründet, schickte im vergangenen Geschäftsjahr rund eine Million Menschen in Urlaub. 260 Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale am Innenhafen, ein Erweiterungsbau ist bereits in Planung.
Erfolg strebt Schauinsland-Alleininhaber Kassner auch beim MSV an: „Ich bin persönlich sehr zuversichtlich, dass alles funktioniert. Wir werden jetzt einen Schritt nach dem anderen gehen“, kommentiert er die aktuelle Lage der Zebras. Auch wenn es noch eine Reihe von Problemen zu lösen gebe, sei er sicher, schon bald im Stadion wieder „viel Spaß“ zu haben.
MSV-Chef Kirmse fällt ein Stein vom Herzen
Nicht nur Hiobsbotschaften können den Schlaf rauben, auch gute Nachrichten sind dazu geeignet. In der Nacht zum Dienstag bekam MSV-Chef Udo Kirmse kaum ein Auge zu. Wenige Stunden zuvor, hatte die Stadt Duisburg mitgeteilt, dass sie die Mehrheit der Anteile an der Stadionprojekt-Gesellschaft erwerben wolle.
„Das ist eine gute Lösung für den MSV Duisburg“, ist Kirmse froh, dass der erste Brocken auf dem Weg zur Sanierung nach dem entsprechenden Ratsvotum aus dem Weg geräumt sein wird. Wie berichtet übernahm Schauinslandreisen-Chef Gerald Kassner die Stadionanteile von Walter Hellmich. Auch die Anteile der Hövelmann-Gruppe wechselten die Besitzer.
Nun ist der MSV am Zug und muss den Schuldenschnitt durchziehen. Auf den 3. März – das ist der Stichtag für Einreichung der Lizenzunterlagen beim DFB – wollte sich Kirmse im Gespräch mit der Redaktion nicht festlegen. „Wir stehen weiterhin den Verhandlungen. Es gibt derzeit zwei Lösungsmodelle, die wir diskutieren“, so Kirmse. Dass der MSV für die kommende Saison eine Deckungslücke von fünf Millionen Euro schließen muss, hält Udo Kirmse für eine überwindbare Hürde.