Duisburg. Ein mögliche Insolvenz der MSV-Profigesellschaft hätte weitreichende Folgen. Vor allem aber wird die Arena bei der alleinigen Nutzung durch einen Verein, der in der Regionalliga spielt, zu einem Riesenproblem. Die Stadionprojektgesellschaft könnte in diesem Fall ebenfalls in die Pleite rutschen.

Die wohl bitterste Stunde des MSV Duisburg könnte eine Kettenreaktion auslösen: Mit der Lizenzverweigerung für die kommende Zweitliga-Saison droht der MSV-Profigesellschaft die Insolvenz. Das hatte Geschäftsführer Roland Kentsch bereits angekündigt. Ganz abgesehen von der finanziellen wie sportlichen Seite des Vereins: Der Absturz in die Viertklassigkeit wird am Ende wohl auch den Steuerzahler treffen. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Über die Folgen für die Stadt wollte Oberbürgermeister Sören Link am Mittwoch nicht spekulieren, sie müssten jetzt sowohl in sportlicher als auch in finanzieller Hinsicht geklärt werden. „Wichtig ist aber erst einmal, dass der Verein jetzt intern klärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte“, sagte OB Sören Link der NRZ.

Stadt wollte Luft für langfristige Lösung schaffen

Mit der Stundung der Tilgungszahlungen durch die städtischen Töchter habe die Stadt erneut ein Zeichen setzen wollen, wie wichtig der MSV „als Imageträger und Wirtschaftsfaktor“ sei, sagt Link. Gleichzeitig sollte das aber auch Zeit schaffen, um eine notwendige, langfristige Lösung für die Finanzsituation des Vereins zu finden. „Ich muss bedauernd und traurig zur Kenntnis nehmen, dass daraus nichts werden kann“, sagt der OB. „Doch das Jammern hilft nicht. Man wird sich hinsetzen und sehen müssen, wie sich der Verein neu aufbauen lässt. Als Oberbürgermeister, Bürger und Fan werde ich meinen Beitrag gerne dazu leisten.“

Was eine Pleite der MSV-Profigesellschaft letztlich für die Stadt bedeuten kann, zeichnet sich bereits ab: Denn nicht nur die städtischen Tochtergesellschaften wie die Stadtwerke und die Wirtschaftsbetriebe könnten ihre Kredite in Millionen-Höhe endgültig abschreiben. Alleine die Tilgungszahlungen, die beide Unternehmen dem MSV für die vermeintliche Rettung gestundet haben, liegen bei rund 1,4 Millionen.

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Vor allem aber wird die MSV-Arena bei der alleinigen Nutzung durch einen Verein, der in der Regionalliga spielt, zu einem Riesenproblem. Der Stadionprojektgesellschaft könnte in diesem Fall ebenfalls in die Pleite rutschen: Der Verein kann sich die 31.500 Zuschauer fassende Spielstätte keinesfalls leisten, folglich fällt die Stadionmiete weiterhin flach, mit der die Besitzgesellschaft die noch offenen Millionen-Kredite aus dem Stadionbau bei der HSH Nordbank bedienen muss.

Land NRW droht Zahlung von 15 Millionen Euro

Damit droht auch der Stadionprojektgesellschaft die Zahlungsunfähigkeit. Die mit einem Drittel beteiligte Duisburger Bauverwaltung (DBV), eine hundertprozentige Stadt-Tochter, würde ihre Einlage von 2,5 Mio Euro ebenso verlieren wie die anderen Privateigentümer Hellmich, Hövelmann und Schauinsland-Reisen. Zudem hängt die Stadt neben dem 7,5 Mio Euro Baukostenzuschuss noch mit einem bisher nicht getilgten Kredit von zwei Mio Euro im Stadion.

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Von Thomas Kristaniak, Thomas Tartemann, Nils Balke und Ralf Birkhan

Kein Vergleich sind diese Summe allerdings zu dem Betrag, mit dem das Land in die Bresche springen muss: Rund 19 Millionen Euro an Krediten vom Stadionbau lasten noch auf der Arena, das Land NRW sichert diese Kredite mit einer Bürgerschaft in Höhe von 80 Prozent ab. Es wäre nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass das Land für eine solche Stadionabsicherung in die Schatulle der Steuerzahler greifen muss: Das selbe Schicksal hatte das Land bereits kürzlich in Aachen ereilt.

Womöglich rückt dann auch das befürchtete Szenario, dass die Arena in den Besitz der Stadt fällt, in greifbare Nähe: Das Stadion steht auf städtischem Grundstück, die Stadt ist Erbbaurechtgeber und wird im Falle einer Insolvenz der Stadiongesellschaft wohl zum Eigentümer. Allein die Instandhaltungskosten werden auf rund eine Million Euro geschätzt.