Duisburg. Erstmals in der Geschichte Deutschlands gibt es eine Generation geistig behinderter Menschen, die richtig alt werden. Und dadurch irgendwann einen Pflegebedarf haben. Dem trägt der Landschaftsverband Rheinland Rechnung - mit einer neuen Überleitungsmanagerin.

Ihren Job gab es noch nie. Konnte es nicht geben, weil es durch Deutschlands dunklere Vergangenheit leider nicht nötig war. Jetzt wird erstmals eine Generation geistig behinderter Menschen alt und pflegebedürftig. Und Natalie von Lackum kümmert sich künftig als sogenannte „Überleitungsmanagerin“ darum, dass diese Senioren die nötige Unterstützung bei einem Umzug in eine geeignete Einrichtung bekommen.

Wenn also die Wohnstätte oder auch die Eltern den gestiegenen pflegerischen Bedarf nicht mehr leisten können, ist es Zeit, an einen Wechsel zu denken. „Im Grunde mache ich das, was bei anderen alten Menschen die Kinder machen würden“, erklärt Natalie von Lackum. Denn der Prozess eines Umzugs ist ein langer, den sie individuell begleiten will. Nach einem ersten Kennenlernen wird eine geeignete Pflegeeinrichtung gesucht.

Gemeinsam das Zimmer einrichten

Die Überleitungsmanagerin organisiert Besichtigungstermine, bei Bedarf auch ein Probe-Wohnen. Sie bereitet den Umzug vor, ist am Tag des Umzugs dabei und in der Anfangsphase täglich am neuen Wohnort. „Wir können dann gemeinsam das Zimmer einrichten, Bilder aufhängen etwa.“ Die 31-Jährige unterstützt auch bei der Pflege sozialer Kontakte - sowohl der alten im früheren Umfeld als auch der Begegnung zu den neuen Nachbarn. Sukzessive zieht sie sich dann zurück, bleibt aber Ansprechpartner für den Betroffenen, für die Familie.

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Die Diplom-Rehabilitationspädagogin hat zuletzt eine Wohnstätte für geistig behinderte Menschen geleitet, sie kennt sich mit ihren besonderen Bedürfnissen bestens aus. Und die unterscheiden sich grundlegend etwa mit denen von dementen Pflegebedürftigen, die ja ein selbstständiges und Leben führten, bevor sie erkrankten. Geistig Behinderte indes werden zeitlebens begleitet und brauchen in höherem Maß Unterstützung.

Bisher ein Pflegeheim in Duisburg

In Duisburg gibt es bislang erst ein Pflegeheim an der Flottenstraße in Beeck, das speziell auf geistig behinderte Bewohner eingerichtet ist. Langfristig sind auch die anderen Anbieter gefordert, sich auf diese Klientel vorzubereiten. Umgekehrt würden sich aber auch die Wohnstätten entwickeln, damit sie eine lebenslange Betreuung ermöglichen können. Wie das Stöckerhaus in Walsum, das als Wohnstätte auch im pflegerischen Bereich stark sei, so von Lackum.

Der Landschaftsverband Rheinland finanziert dieses bislang einmalige Angebot für Duisburg und Umgebung mit 75.000 Euro pro Jahr, so dass für die Hilfesuchenden keine Kosten anfallen. Einzige Voraussetzung, damit Natalie von Lackum tätig wird, ist eine Pflegestufe. Ihre 30-Stunden-Stelle ist bei der Amalie Sieveking Gesellschaft angesiedelt.