Duisburg. . Die Jugendarbeitslosigkeit in Duisburg hält sich stabil doch die Problemfälle werden häufiger: Immer mehr Hartz-IV-Empfänger unter 25 haben keine Ausbildung abgeschlossen. Jeder Zehnte ist ohne Schulabschluss.

Es ist ein Kampf an vielen Fronten, den das Jobcenter gegen Jugendarbeitslosigkeit in der Stadt führt. Rund neun Prozent aller Arbeitslosen sind jünger als 25 Jahre alt – ein Wert, der sich stabil hält, auch im NRW-weiten Vergleich. Doch die „schwierigen Fälle“ werden häufiger: Seit 2012 hat die Zahl jugendlicher Arbeitsloser ohne Ausbildung in Duisburg um 15,3 Prozent zugenommen. Mehr als jeder Zehnte hat nicht einmal einen Hauptschulabschluss.

„Absolut wichtig“ sei das Thema Jugendarbeitslosigkeit für sie, betont Bereichsleiterin Beate Blumenthal. In drei Teams mit insgesamt 70 Mitarbeitern sollen die Unter-25-Jährigen in Arbeit gebracht werden. Eine Aufgabe, die mehr Fördern als Fordern bedeutet. Denn: „Zwingen kann ich niemanden“, sagt Blumenthal, „und oft mangelt es an ganz elementaren Dingen.“ 87 Prozent aller Arbeitslosen in dieser Altersgruppe haben nicht einmal eine abgeschlossene Ausbildung vorzuweisen. „Dadurch sind sie oft nicht vorbereitet aufs Arbeitnehmerleben: Wir müssen erst einmal ihr Erscheinungsbild verbessern, ihnen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit beibringen.“ Zu den so genannten Aktivierungshilfen zählt auch eine Gesundheitsorientierung: „Beim gemeinsamen Marktbesuch kaufen manche ihre ersten Paprikas und Bananen.“

Für 90 Jugendliche wurde das erste Ausbildungsjahr finanziert

Für 90 Jugendliche hat das Jobcenter vergangenes Jahr bei Bildungsträgern das erste Ausbildungsjahr finanziert, nur um sie an die Arbeitswelt zu gewöhnen. Wer fit war, hat das zweite Jahr dann in einem regulären Betrieb als ordentlicher Azubi fortgesetzt. „84 Jugendliche haben mit unserer Hilfe auch den Hauptschulabschluss für Klasse 9 oder 10 nachgeholt“, so Blumenthal. Bei über 3000 Arbeitslosen unter 25 ist das eine zäh errungene Erfolgsquote. „Oft lassen sich die Schwierigkeiten schon am Elternhaus ablesen“, weiß die Bereichsleiterin, „für manche Arbeitsmaßnahmen fahren die Fallmanager zum Wohnort und klingeln, weil der Jugendliche ansonsten nicht pünktlich zum Job erscheint.“ Dabei seien schon viele Maßnahmen bewusst in Postleitzahlenbezirke gelegt worden, in denen es hohe Jugendarbeitslosigkeit gebe.

Firmen gesucht, die Azubis eine Chance geben

Duisburger Unternehmer, die Jugendliche nach einem anderswo geförderten ersten fürs zweite Ausbildungsjahr zu sich nehmen wollen, können sich bei Interesse an den Unternehmensservice im Jobcenter unter 0203/ 348 348 348 melden.

Wer bei der VHS einen Schulabschluss nachholen will, muss sich zuvor persönlich anmelden: Infos unter 0203/283-3240 und -34321.

Mit mangelnder Disziplin, mangelnden Deutschkenntnissen kämpft auch die VHS als Anbieter des zweiten Bildungswegs. Zwar warten je nach Lehrgang zwischen 100 und 150 Jugendliche und junge Erwachsene auf einen Platz, um einen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder die Mittlere Reife zu machen. Bis zum Ende hält aber kaum ein Drittel durch. Die Zahl der bestandenen Prüfungen ist je Kurs einstellig. Die VHS will jetzt statt des Windhundprinzips einen Eignungstest vorschalten. „Wer seine Situation wirklich verändern will, soll es auch schaffen können“, so VHS-Direktor Gerhard Jahn.