Moers. .

Boris Indacochea versteht nur Spanisch – bis jetzt. Seit fünf Tagen versucht der junge Spanier sich in Deutschland zu beweisen, lernt die deutsche Sprache. Denn er will hier in Moers eine Ausbildung machen. Und so dem Elend der Jugendarbeitslosigkeit in seiner Heimat entgehen.

Drei Jahre hat er sich in Saragossa durchgeschlagen – arbeitslos, ohne Ausbildung, ohne Schulabschluss. „Nur wenige Kurse haben mir zum Abschluss gefehlt, doch ich musste Geld verdienen.“ Seine Eltern haben sich getrennt. Die Mutter lebt in Ecuador, zu seinem Stiefvater hat er keinen Kontakt. Boris ist alleine zurück nach Spanien gegangen.

Seit er 18 Jahre alt ist, steht er auf eigenen Beinen. So gut es eben geht. Doch mit dem Geld verdienen hat es nicht geklappt – Sorgen um Gegenwart und Zukunft prägen den Alltag des 21-Jährigen. Und damit steht er in Spanien nicht alleine da: Mehr als jeder zweite Jugendliche ist arbeitslos. „Am Wochenende konnte ich mal etwas Geld mit Kellnern verdienen, etwas Richtiges habe ich nie gefunden.“ Seinen Freunden gehe es da nicht anders: „Sie versuchen immer noch in Spanien eine Arbeit zu finden. Manchmal haben sie für ein paar Monate einen Job, dann sind sie wieder arbeitslos.“ Staatliche Unterstützung – Fehlanzeige.

Allein die Hilfsorganisation Caritas hat ihm eine Unterkunft gegeben. Seinen Traum, einmal Geschichtslehrer zu werden, hat er losgelassen. Und die Hoffnung aufgegeben, in Spanien jemals ein sorgenfreies Leben führen zu können.

Mit dem Angebot, an dem Pilotprojekt der Bauverbände teilzunehmen und zusammen mit 23 anderen Spaniern nach Deutschland zu kommen, um eine Ausbildung zu finden, sind in dem jungen Spanier neue Hoffnungen gewachsen. Hoffnungen, eine sichere Zukunft zu finden, glücklich zu werden mit einer „richtigen Arbeit“.

„Ich habe eine positive Idee von meiner Zukunft in Deutschland“, sucht der Spanier die richtigen Worte für seine Hoffnung. Um die glückliche Zukunft wahr werden zu lassen, hat er Freunde und Heimat hinter sich gelassen. Und er packt direkt an, versucht, sich auf einer Straßenbaustelle zu beweisen. Erschöpfung bleibe nicht aus, Heimweh trübe die Stimmung, Abends flössen gerade bei den Mädchen auch mal Tränen. Doch Boris bleibt tapfer, will Stärke beweisen. Zu viel steht auf dem Spiel, als diese Chance nicht voll auszuschöpfen.