Duisburg. Barrierefreiheit, Begleitdienste, neue Seniorenheime - In Duisburg tut sich viel bei der Seniorenversorgung. Aber reicht das auch, um ab dem Jahr 2030 mit 20 Prozent mehr Pflegebedürftigen fertig zu werden? Hoffnung macht eine andere Zahl: Seit 2001 gibt es 500% mehr Begleitdienste in Duisburg.
Immer mehr Menschen brauchen im Alter Unterstützung und Pflege. In Duisburg sind ca. 15.100 Menschen pflegebedürftig, der Anteil liegt aktuell mit rund 3,1 Prozent der Bevölkerung über dem NRW-Schnitt von ca. 2,7 Prozent. 6300 Duisburger befinden sich in stationärer Pflege. Die Zahlen entstammen dem Pflegereport der Barmer GEK, die jedes Jahr bundesweit Details zur Pflegebedürftigkeit ermittelt.
Bis zum Jahr 2030 wird nach diesem Pflegereport die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Duisburg um ca. 21 Prozent steigen, dann würden hier voraussichtlich ca. 18.300 Pflegebedürftige leben. Für ganz NRW wird sogar ein Anstieg um ca. 41 Prozent erwartet.
Zahlen nicht nachvollziehbar
Die Zahlen kann Andrea Bestgen-Schneebeck, die Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen, nicht nachvollziehen: IT NRW, das statistische Landesamt, zählt bereits jetzt fast so viele Pflegebedürftige wie die Barmer für 2030 prognostiziert, nämlich 17.743, dafür seien aber deutlich weniger in stationärer Pflege: 5700. Und diese Zahl beinhalte schon jene, die außerhalb Duisburgs betreut werden.
Bestgen will die unterschiedlichen Zahlen gar nicht kritisieren, verlässt sich bei ihrer Planung jedoch auf die Prognosen des stadteigenen Amtes. „Damit sind wir in den letzten Jahren immer gut gefahren.“ Demnach liege die Zahl der Pflegebedürftigen 2030 auf einem ähnlichen Stand wie heute, nur ein kleines Zwischenhoch werde erwartet.
Senioren wollen lange zu Hause wohnen bleiben
Aktuell gebe es bei den Pflegeplätzen einen leichten Überhang gemessen an der Auslastung der Pflegeheime, was auch am Wunsch der meisten Älteren liege, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Daher lautet die Prämisse auch: Ambulant vor stationär. Dennoch gebe es interessierte Investoren, die Pflegeheime in Duisburg bauen wollen. Wann und wo, das wollte Bestgen nicht verraten. Die Stadt könne solche Ansinnen jedenfalls nicht ablehnen, eine Bedarfszustimmung wie früher sei nicht mehr nötig. Aber beraten werde man die Bauherren. Zuletzt standen jährlich neun bis zehn Millionen Euro für öffentlich geförderten Neubau zur Verfügung. Wie hoch die zu verteilende Summe dieses Jahr ist, wird sich in den kommenden Wochen klären, sagt Bestgen.
Auch sonst sei Bewegung in der Stadt: Bauvereine und Wohnungsgesellschaften würden sich auf die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen einstellen, auch die Umgebung und Infrastruktur mit umgestalten. Im Bestand seien noch zu wenig barrierefreie Wohnungen, manche Objekte könne man allenfalls barrierearm umbauen.
Auch der Pflegemarkt scheint in Duisburg recht flexibel und passe sich schnell den wachsenden Bedürfnissen an. Waren es 2001 noch sieben Begleitdienste oder hauswirtschaftliche Hilfen, gab es 2012 bereits 40 Anbieter - „eine Steigerung um 500 %“, wie das Sozialamt lobt.