Rund 1,5 Millionen Deutschen leiden derzeit an Demenz. Experten gehen davon aus, dass die Zahl künftig steigen wird. Als besonders bedrückend wird von den meisten der Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben empfunden. Dagegen wollen die Duisburger Philharmoniker nun etwas tun. Anja Renczikowski ist Konzertgeragogin, das heißt, sie beschäftigt sich mit der Kulturvermittlung bei älteren Menschen. Ein Pilotprojekt des „Instituts für Bildung und Kultur“ sowie des „Kompetenzzentrums für Kultur und Bildung im Alter“, an dem sich die Philharmoniker beteiligt haben, zeigte, dass gerade mit Musik die Erinnerungsfähigkeit der Menschen gestärkt werden kann. In dieser Saison wollen die Philharmoniker deshalb vier Konzerte für Demenzkranke geben.

Projekt mit Herzblut

Lieder und Klänge wecken vor allem angenehme Erinnerungen und können zu einem Gewinn an Lebensqualität führen. Mit Bildern erwachen Erlebnisse, die man früher mit Theater und Konzert erleben durfte. Dabei geht es Anja Renczikowski und den Philharmonikern nicht nur um die Musik, sondern auch um die Chance, die Betroffenen in Konzerte hin- und aus der privaten „Käseglocke“ herauszuführen. Ein Gewinn für die Erkrankten, aber auch für die Angehörigen, die angesichts der intensiven Pflege meist ebenso stark an ihr Heim gebunden sind.

In zwei Kammerkonzerten der vergangenen Saison betreute Anja Renczikowski eine Gruppe Demenzkranker im Frühstadium, indem sie sie auf die Ereignisse vorbereitete, den Kranken und ihren Angehörigen eine angenehme Situation verschaffte, Stress- und Angstfaktoren abbaute und alle nach dem Konzert zusammen mit den Künstlern noch zu einer Tasse Kaffee um sich versammelte.

Die Reaktionen auf diese ersten Gehversuche waren so ermutigend, dass das Projekt ausgebaut und auch für Kranke in fortgeschrittenem Stadium erweitert wird. Wichtig ist allen Beteiligten jedoch, dass auch die Betroffenen erreicht werden, die zurückgezogen im häuslichen Bereich leben und einen Kontakt zum gesellschaftlichen Leben aufrechterhalten bzw. wiedergewinnen wollen.

Alfred Wendel, der Intendant der Duisburger Philharmoniker, unterstützt das Projekt mit Herzblut: „Ich finde es wichtig, dass wir unsere Konzerte für alle Besucher öffnen. Wenn sie wie Menschen mit Demenz besondere Unterstützung und ein spezielles Angebot brauchen, müssen wir das berücksichtigen und Voraussetzungen dafür schaffen, dass auch sie ohne Ängste und Bedenken am kulturellen Leben teilnehmen können.“