Duisburg. Die Duisburger Stadtbibliothek hat sich anlässlich des 100. Geburtstages des Autoren Arno Schmidt einiges einfallen lassen: Es gibt zwei Lesungen im Februar. Schon jetzt ist eine begleitende Ausstellung mit Illustrationen von Felix Scheinberger zu sehen.
Arno Schmidt hätte am Samstag, 18. Januar, seinen 100. Geburtstag gefeiert. Dies nimmt der Verein für Literatur und Kunst Duisburg zum Anlass, um im Rahmen mehrerer Veranstaltungen an den deutschen, im Jahr 1979 im Alter von 65 Jahren verstorbenen Autoren zu erinnern. Zum Auftakt gibt es eine Ausstellung mit Illustrationen von Felix Scheinberger. 26 Werke des Berliner Zeichners sind noch bis 8. Februar im Treppenhaus der Zentralbibliothek (Düsseldorfer Straße) zu sehen – darunter auch jene, die Scheinberger für Schmidts Erzählung „Seelandschaft mit Pocahontas“ angefertigt hat.
In dieser Liebesgeschichte wird auch eine Zugfahrt vom damaligen Saargebiet nach Niedersachsen beschrieben, die mitten durchs Ruhrgebiet führt. „Schmidt erweist sich da als bedeutender Schilderer der Natur, auch sein politischer Geist kommt zur Entfaltung“, sagt Bibliotheks-Leiter Jan-Pieter Barbian.
Ermordung der europäischen Juden
Schmidt spielt in dieser im Jahr 1955 erschienenen Erzählung auf die Ermordung der europäischen Juden sowie auf weitere Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg an. Wegen angeblicher Blasphemie und Pornografie – das Buch enthält erotische Schilderungen – ermittelte sogar die Staatsanwaltschaft. Das eingeleitete Verfahren wurde aber eingestellt. Vor allem dieses Unbequeme mag Barbian an Schmidt: „Wir haben uns schon immer den Außenseitern und Querdenkern gewidmet.“
Das haben auch Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach und Jan Philipp Reemtsma vor, wenn sie im Rahmen einer Lesung am Mittwoch, 5. Februar, ab 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr) in der Zentralbibliothek Auszüge aus Schmidts Roman „KAFF auch Mare Crisium“ aus dem Jahr 1960 vortragen werden. Karten (5 Euro, ermäßigt: 4) sind ab sofort in der Zentralbibliothek erhältlich. Die Einführung liegt in den Händen von Klaus T. Hofmann, studierter Psychologe sowie Literatur-Experte und passionierter Vorleser. Hofmann selbst lädt am Mittwoch, 19. Februar, um 16.30 Uhr zu einer Lesung im Literatur-Bistro der Zentralbibliothek ein. Er trägt aus Schmidts „Seltsame Tage“ vor. Eintritt frei.
Reemtsma liest in Duisburg aus einem Schmidt-Roman
Hofmann schätzt die Werke von Schmidt sehr, vor allem dessen Metaphern für den Mond und Naturschilderungen. „Grass hat über Schmidt einmal gesagt: Ich kenne keinen, der dem Wind mehr Namen gegeben hätte“, zitiert Hofmann. Und die von einigen Kritikern vertretene Einschätzung, dass alle Schmidt-Texte, von denen weltweit über eine Million verkauft wurden, kompliziert und nur äußerst schwer lesbar seien, könne er auch nicht teilen. „Seine Texte wirken noch heute wie frisch aus der Presse“, sagt der Duisburger Hofmann und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Auch mit 100 ist Schmidt noch gar nicht richtig tot.“