Duisburg. . Ende einer schier endlosen Hängepartie um den Denkmalschutz: Seit gestern wird nun an der Galeria Kaufhof in Duisburgs Stadtmitte die alte, marode Kachel-Fassade abgerisssen und demnächst durch eine moderne Glas- und Stahl-Konstruktion ersetzt. Für die Kaufhof-Mutter Metro besteht Handlungsbedarf.
Die Duisburger Galeria Kaufhof in der Stadtmitte, an der Düsseldorfer Straße, macht sich fein fürs neue Jahr und fit für die wachsende Konkurrenz in der Nachbarschaft: Gestern haben Bauarbeiter im Auftrag der Metro-Immobilienverwaltung damit begonnen, die einst unter Denkmalschutz stehende Gitterfassade des Kaufhauses abzutragen.
Dafür ist das Gebäude mal wieder für die kommenden Monate hinter einem Gerüst und einer grünen Abhängung verschwunden. Sie dient der Sicherheit der Kundschaft. Denn die aus zehntausend Quadern bestehende Kunststein-Fassade aus den Zeiten des Wirtschaftswunders bröckelte an zahllosen Stellen. Die Wabenstruktur der Fassade des Architekten Egon Eiermann - einst stilprägendes Symbol des deutschen Wirtschaftswunders und deshalb denkmalgeschützt – war technisch derart marode, dass jetzt nur noch ein Abriss und ein Ersatz möglich waren.
Kaufhof als "Gesicht der Düsseldorfer Straße"
Was genau an die Stelle der 50er-Jahre-Waben treten wird, war gestern aber weder vor Ort aus der Geschäftsführung des Kaufhofes noch aus der Düsseldorfer Zentrale des Mutterkonzerns Metro zu erfahren.
Vor ein paar Wochen indes hatte Johanna Groenewig-de-Kroon, Geschäftsführerin des Duisburger Standortes, bereits öffentlich über die geplante neue Fassade geschwärmt: „Die wird ganz modern. Das wird eine Mischung aus Stahl und Glaselementen.“ Der Duisburger Kaufhof sehe derzeit aus wie eine Burg. Verschlossen, nicht wirklich einladend. Das werde mit der neuen Fassade ganz anders, sagte damals de Kroon. Der alten Fassade weine sie keine Träne nach: „Ich bin seit neun Jahren am Standort Duisburg. Und jedes Jahr hatten wir ein hier ein Baugerüst.“ Zur Reparatur oder Absicherung der alten Fassade. Dabei solle doch der Kaufhof eigentlich das „Gesicht der Düsseldorfer Straße sein.“
Prototyp der so genannten „Horten-Kacheln“
Dem Abrissbeginn in dieser Woche ist eine jahrelange schier endlose Hängepartie um den Denkmalschutz vorausgegangen: Denn das Gitterwerk an dem im Jahr 1958 als „Merkur-Kaufhaus“ errichteten Gebäude ist ein Prototyp der so genannten „Horten-Kacheln“, die Architekt Egon Eiermann damals in den 60er Jahren für die Kaufhaus-Kette Horten entworfen hatte.
Ein Denkmal? Noch heute findet sie sich in Deutschland an einigen alten Kaufhaus-Standorten. Von 2008 bis 2013 stand die Duisburger Fassade unter Denkmalschutz. Im vergangenen Jahr gab der Landschaftsverband Rheinland grünes Licht für einen Abriss: Eine Sanierung und damit der kostspielige Erhalt der Fassade sei dem Eigentümer nicht zu zumuten, hieß es.
Neues Einkaufszentrum, neues Bankgebäude in Sicht
Für die Metro besteht durchaus akuter Anlass, den Duisburger Kaufhof auch äußerlich aufzupolieren. Hat doch gegenüber die Volksbank Rhein-Ruhr bereits angekündigt, ihren gewaltigen Bürokomplex teilweise neu zu bauen. Und nebenan hat die Stadt jüngst die alte Stadtbibliothek an Projektentwickler Funke verkauft, der an der Königstraße das Einkaufszentrum Forum errichtet hat und an der Steinschen Gasse die neue Stadtbibliothek errichtet.
An der Düsseldorfer Straße, in direkter Konkurrenz zum Kaufhof, will Funke ein Geschäftshaus mit Büro- und Einzelhandelsnutzung errichten. Für die rund 6000 qm große Einzelhandelsfläche sei ein Ankermieter aus dem Textilbereich vorgesehen. Höchste Zeit also für den Kaufhof, sich fein zu machen.