Duisburg. Familie Rasso ist aus den Kriegswirren in Syrien geflohen und lebt seit Mai in der Unterkunft für Asylbewerber in Duisburg-Baerl. Sie hoffen, bald als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Der Familienvater absolviert bereits einen Deutsch-Kurs und träumt von einer Anstellung als Maler.

Der Weg nach Deutschland war beschwerlich und weit. Als Familie Rasso aus Syrien nach Wochen voller Strapazen und Ungewissheit im Mai 2013 dann endlich Duisburg erreichte, war die Erleichterung riesig. Denn in ihrem Heimatland tobt nun schon seit mehr als zwei Jahren ein Bürgerkrieg, der zehntausende Opfer gefordert hat. Entkommen aus diesen Wirren von Tod, Chaos und Zerstörung, hofft die fünfköpfige Familie nun auf einen Neuanfang. Einen Neuanfang in Frieden.

„Alle helfen uns hier, das ist toll“, sagt Muhamad Rasso in seiner Muttersprache. Noch unterstützt ihn ein Dolmetscher beim Gespräch. Aber seine Deutschkenntnisse werden stetig besser: Der 37-Jährige arbeitet hart an sich. In der Volkshochschule nimmt er an einem Kurs für Neuankömmlinge teil. 200 von 900 Unterrichtsstunden sind schon absolviert. Ja, verstehen könne er schon eine Menge. Nein, das Sprechen klappe noch nicht so gut. Ja, er will die deutsche Sprache möglichst bald gut beherrschen. „Das ist das Wichtigste“, sagt er. Und seine Frau Randa nickt zustimmend. Ihre Tochter Rewshe (3) sitzt auf dem Schoß, Sohn Welat (4) schaut sich neugierig die fremden Gäste an, die da heute die Familie in der Unterkunft für Asylbewerber an der Voßbuschstraße in Baerl besuchen. Das dritte Kind – Risgar – ist gerade in der Schule.

Mit fünf Personen auf 24 Quadratmetern

Gemeinsam leben sie seit Mai auf 24 Quadratmetern. Mit insgesamt zehn Personen teilen sie sich ein WC, eine Dusche und eine Küche. Da müssen die Alltagsabläufe wie das Kochen und Waschen schon ganz genau abgestimmt werden. Das wird sich bald ändern: Denn für die Rassos steht der Umzug in eine eigene Wohnung in Neuenkamp bevor, die ihnen von städtischen Amt für Soziales und Wohnen zugeteilt wurde. Die größte Hoffnung ist und bleibt aber die, von den Behörden bald als Flüchtlinge offiziell anerkannt zu werden.

„Ich habe darauf gehofft und davon geträumt, in Deutschland eine neue Heimat zu finden“, sagt Basso. Allein für die Zukunft seiner Kinder sei diese einschneidende Veränderung vonnöten gewesen. Daheim in Syrien, da habe er dafür sogar seine gesamte Rest-Familie zurücklassen müssen – Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten. Mit ihnen ist er regelmäßig in Kontakt. Per Telefon oder, wenn die Datenleitung für den Computer funktioniert, per PC-Bildtelefon Skype. Sie zurückzulassen, sei ihm sehr schwer gefallen. Doch jetzt richtet Rasso den Blick nach vorn. Voller Mut. Voller Hoffnung. Voller Zukunftspläne.

Hoffnung und Zukunftspläne 

„In Syrien habe ich als Maler und als Friseur gearbeitet“, beherrscht der 37-Jährige gleich zwei Handwerke. Wenn er als Flüchtling offiziell anerkannt wird, darf Rasso hier arbeiten. „Hier als Maler arbeiten zu dürfen, das wäre ein Traum“, sagt er.

Dass Asylbewerber nicht überall in der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen werden, das weiß der Familienvater ganz genau. „Aber hier hat man uns bisher sehr gut aufgenommen“, sagt Basso. „Hier hat man nicht vergessen, dass Flüchtlinge auch Menschen sind.“

1138 Asylbewerberaus 55 Nationen leben in Duisburg

In Duisburg sind in sechs Unterkünften 1138 Asylbewerber und andere Flüchtlinge aus 55 Nationen untergebracht. Der Standort Voßbuschstraße in Baerl – an der Stadtgrenze zu Moers gelegen – ist mit 207 Bewohnern der größte. Die Zahlen nannte Horst Becker. Der Rumelner (58) ist zuständiger Arbeitsgruppenleiter im Amt für Soziales und Wohnen.

„Der Flüchtlingsstrom wächst, seit Mitte 2013 kommen jeden Monat 100 neue Asylbewerber nach Duisburg“, so Becker. Aus Syrien stammen 64 Menschen, die hier auf ein Daueraufenthaltsrecht hoffen. Standorte der Unterkünfte sind: Voßbuschstraße, Masurenallee, Kaiserswerther Straße, Koloniestraße, Friedenstraße und Hohe Straße. Hinzu kommen 152 von der Stadt beschlagnahmte Wohnungen, in die Familien untergebracht werden.

Nicht alle in einen Topf schmeißen

Seit 21 Jahren ist Becker nun bereits in seinem Job aktiv. „Ich habe in dieser Zeit unter den Asylbewerbern schon ganz viele tolle Menschen, aber auch ein paar richtig schlimme Finger kennen gelernt. Hier findet man das Spiegelbild einer normalen Gesellschaft.“ Ihn stört, dass Asylbewerber und Wirtschaftsflüchtlinge von manchen Zeitgenossen einfach in einen Topf geschmissen würden. Seine Erfahrung: „Man muss nicht auf Vorurteile, sondern immer auf auf den einzelnen Menschen und sein Schicksal achten.“