Duisburg. . Viele Sportvereine verzichten aufgrund der hohen Anschaffungskosten auf einen Defibrillator. Die Firma Defimed bietet nun ihre Hilfe an: Das Unternehmen wirbt in Duisburg Sponsoren, die Gemeinden und Vereinen das Gerät finanzieren. Doch jetzt werden Vorwürfe der Abzocke gegen die vermeintlich uneigennützige Tat laut.

Schon lange hat die Turnerschaft (TS) Rahm für ihre Fußballabteilung einen öffentlich zugänglichen Defibrillator gefordert. Aber das Geld ist knapp bei dem kleinen Verein tief im Süden. So kam das Angebot der Berliner Defimed gerade passend. Sie versprach der TS, einen Defibrillator des Weltmarktführers Philips kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ein lukratives Angebot, aber vor allem für Defimed. Die Firma, die mit dem Slogan Lebensrettung durch Sponsoring wirbt, verdient nämlich das Fünf- bis Zehnfache der Kosten, die ein Defibrillator verursacht.

Die Masche ist so simpel wie ertragreich, wenn auch nicht illegal: Das Unternehmen wirbt vor Ort Sponsoren, die Gemeinden und Vereinen das Gerät finanzieren. Drei Jahre sollen die Sponsoren-Verträge laufen. So sei es, dass die Sponsoren mindestens 270 Euro jährlich zahlen. Hochgerechnet auf einen Sponsor sind das 810 Euro. Zusätzlich wird eine Werbetafel neben dem Defibrillator angebracht, auf der der Name des Sponsoren zu lesen ist.

Stadtwerke kooperieren mit RS Meditec Healthcare

Dieser Zeitung sind bislang drei Unternehmen bekannt, die Verträge bei Defimed unterschrieben haben. Wie viele Defimed tatsächlich in Duisburg geworben hat, lässt sich bislang nicht beziffern. Das Unternehmen selbst wollte sich auf Anfrage der Redaktion nicht äußern. Und auch die TS Rahm kann keine Zahlen nennen.

Zwei weitere Beispiele zum Geschäftsmodell von Defimed

Ein anderer Fall zeigt klarer auf, welches Geschäftsmodell hinter den Sponsoring-Verträgen steckt. Für die Gemeinde Buchenbach im Südschwarzwald hat Defimed 14 Sponsoren geworben. Das macht für einen Defibrillator Bruttoeinnahmen von über 11 000 Euro.

Bei einem Sportzentrum in Wuppertal im Bergischen Land sollen es sogar 30 Sponsoren gewesen sein.

Über die Aktion Defidu der Stadtwerke lässt sich ein Defibrillator allerdings schon für 740 Euro anschaffen. Die Stadtwerke kooperieren hier mit der kleinen Firma RS Meditec Healthcare. Aber auch für vergleichbare Geräte großer Medizintechnik-Unternehmen fallen lediglich Kosten zwischen 1000 bis 2000 Euro an. Hinzu kommt, dass das Unternehmen Philips, mit dessen Geräten Defimed wirbt, auf Anfrage dieser Zeitung sagte, dass sie keinerlei geschäftliche Beziehungen zu der der Berliner Firma unterhält. „Wir arbeiten nur mit von uns zertifizierten Fachhändlern zusammen“, erklärte eine Sprecherin von Philips. Defimed gehöre nicht dazu.

Defibrillator soll im Vereinsheim hängen

Thorsten Hirschel vom Pflegedienst AIP 24 spricht von „Abzocke.“ Auch auf ihn kam ein Vertreter von Defimed zu, um ihn als Sponsor zu gewinnen. Den Mann empfing er gerne, weil er vorher ein Schreiben der TS Rahm erhalten hatte. Auch andere Sponsoren dachten, dass sie einen Vertrag mit dem Sportverein, aber nicht mit einem Berliner Unternehmen unterschreiben. „Ich habe mich dann im Internet schlau gemacht“, erzählt Hirschel. Dort stieß er auf viele Artikel, die das Geschäftsmodell von Defimed kritisieren. „Es ist nicht so, dass ich mit meinem Unternehmen keine Gewinne machen will, aber so etwas ist nicht in Ordnung“, sagt er.

Die Situation des TS Rahm kann er aber verstehen. Martin Kleinen, Abteilungsleiter Fußball, klagt schon lange darüber, dass sie „in Eigenregie keine Sponsoren“ für solche Anschaffungen finden würden. Das Vorgehen von Defimed findet er nicht schlimm. Es sei immerhin so, dass die Sponsoren nicht nur für den Defibrillator bezahlen, sondern auch für die Werbeplakette. „Das ist eine geschäftspolitische Entscheidung, die jeder Gewerbetreibende für sich selbst treffen muss“, sagt Kleinen. Er freut sich stattdessen, dass bald endlich ein Defibrillator im Vereinsheim hängt.