Duisburg..
Lebensretter kann jeder sein. Das ist die Botschaft, die gestern Mittag auf den schwebenden Gärten des König-Heinrich-Platzes vermittelt wird. Das sieht schon ein bisschen seltsam aus: Einige Dutzend Dummies – menschliche Oberkörper aus Plastik – haben die Johanniter aus Rheinhausen sowie Mitarbeiter des Evangelischen Klinikums Niederrhein auf dem grünen Rasen auf weiße Tücher gelegt.
Nach der Vormittagsprobe entern Mitglieder der Duisburger Philharmoniker den Rasen. Sie – und alle, die sonst dabei sein wollen – lernen die Herzdruckmassage. „Kinderleicht“, sagt der Leitende Notarzt Dr. Frank Marx.
Ungefähr hundert mal pro Minute drücken
Am besten neben den Patienten knien, die Hände übereinander legen, den Handballen auf die untere Spitze des Brustbeins legen – und losdrücken. Als Orientierungspunkte können die Brustwarzen dienen: Genau in der Mitte zwischen ihnen Handballen drauf, und dann volle Kraft und ungefähr hundert mal pro Minute drücken.
Da sind Kraft und Ausdauer gefragt, denn fünf bis sechs Zentimeter tief soll das Brustbein eingedrückt werden, und bei der Frequenz gerät der Unsportliche schnell ins Schwitzen. Macht nichts, hier geht’s schließlich um das Wichtigste: Bei einem Herzstillstand muss das Gehirn weiter mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden, damit es keinen Schaden nimmt.
Zehn Minuten dauert es, bis die Profis eintreffen
Zehn Minuten dauert es laut Dr. Marx, bis in Duisburg die Profis eintreffen. So lange müssen die Laien durchhalten. Das geht kaum ohne Auswechslung. Die Profis können dann auch mit dem Defibrillator nachhelfen und den Patienten wieder über die Atemwege mit Sauerstoff versorgen.
Denn was vom Laien nicht mehr verlangt wird, ist die Mund-zu-Nase-Beatmung. Erfahrungsgemäß könne sich dazu kaum jemand überwinden, so Pflegedienstleiterin Heike Lütfring. Und wichtig ist es in den ersten Minuten nach dem Herzstillstand auch nicht. Wichtig ist: Drücken, drücken, drücken bis der Notarzt kommt.
Kenntnisse auffrischen
Die Philharmoniker haben zwar schon mal einen Ersthelfer-Kurs gemacht, doch frischen sie ihre Kenntnisse noch einmal auf. „Ist doch gut, es zu probieren. Ich hätte nicht gedacht, dass man so tief und fest drücken muss“, sagt Intendant Dr. Alfred Wendel. „Wann kann ich damit aufhören?“, fragt Kontrabassist Christof Weinig, nachdem er seinen Dummie schon eine Weile in der Mache hat. „Wenn der Patient wieder eigenständig atmet oder sich wehrt“, sagt Heike Lütfring. Sei doch so eine Herzdruckmassage bei Bewusstsein ziemlich unangenehm.
Auf Nachfrage beteuert Bratschistin Annelie Haenisch-Göller, dass die Musiker künftig nicht sofort aufspringen, wenn ein Besucher im Konzert umkippt. Bei Konzerten sind immer Sanitäter vor Ort.