Duisburg. . Viereckige helle Flecken an den Wänden lassen erahnen, wo sich früher das Leben abspielte. Was jetzt ein bisschen schmuddelig wirkt wie nach einem Auszug, ist an den Schulen in Duisburg alltägliches Bild. Der Brandschutz wird zum Kahlschlag.

In der Katholischen Grundschule Don Bosco muten die leergefegten Flure nicht sehr einladend an. Nur im geräumigen Eingangsbereich sieht es noch ein bisschen heimlig aus: Auf Stroh liegen fußballgroße puschelige Schafe, daneben kniehohe Hirten aus Pappmache, selbstgemacht von Viertklässlern. All das muss weg, sonst macht das Bauordnungsamt die Schule zu.

„Es geht um Fluchtwege, die frei von Brandlasten sein müssen“, betont Uwe Rohde vom Immobilien-Management Duisburg. Da lasse die Rechtslage keinen Ermessensspielraum. Bei manchen Bestandsbauten, die nach damaligen Grundsätzen gebaut wurden, werde man womöglich noch in Investitionen gezwungen. Wann und wie zumindest die nackten Wände übergestrichen werden, ist laut IMD noch nicht klar.

Feuerfeste Bilderrahmen

Auch in der Gesamtschule Mitte herrschen nackte Wände vor. Für mühsam freigemachte 500 Euro wurde jetzt ein gutes Dutzend feuerfester Bilderrahmen angeschafft. Bei den knappen Schulkassen wird es noch eine Weile dauern, bis alle Flure damit kunstvoll und trotzdem sicher gestaltet sind.

Das Bauordnungsamt gehe regelmäßig durch die Schulen, verbanne alle Dinge, die im Ernstfall die Flucht erschweren, sagt Rohde. Pappmaché-Figuren gehen jedenfalls nur, wenn Sprinkleranlagen vorhanden sind. Damit sind in der Regel nur die Neubauten ausgestattet. Unverstellte Fluchtwege sind aber auch hier oberste Pflicht.

Den Einwand von Eltern, in Kindergärten sei es viel gemütlicher, einladender, lässt Rohde nicht gelten: Hier handele es sich um völlig andere Bauten, zumeist ebenerdig, zusätzliche Fluchtwege gebe es also durch die Fenster. Bei den vielen Neubauten seien zudem nicht nur Rauchmelder verbaut, sondern Brandmeldeanlagen mit Direktschaltung zur Feuerwehr.

Eltern bemängeln schlechte Lernatmosphäre

Manche Eltern bemängeln eine schlechtere Lernatmosphäre. Aber die, hofft Rohde, spiele sich ja in den Klassen ab. Sonja Kirsch, Schulpflegschaftsvorsitzende der Don-Bosco-Grundschule, hängt jetzt alle Kunstwerke ihres Sohnes Lars daheim auf. Als Vorzeigeobjekt empfindet sie ihre Schule nicht mehr. Dabei sei sie die einzige Grundschule bundesweit, die beim Comenius-Projekt mitmacht, in vielen Ländern Deutschland repräsentiert. Dort amüsiere man sich eher über deutsche Regeln.

Die Jacken, die vor den Klassen im Flur hängen, dürfen brandschutzrechtlich gar nicht dahin. In die Klassen dürfen sie aber auch nicht – weil Gesundheitsexperten Feuchtigkeit und Schimmel befürchten. Es müsste abgeschlossene Garderoben geben, oder separate Räume, wie im Theater. Aber das gibt die städtische Kassenlage nicht her. Eine Quadratur des Kreises, bedauert Reinhard Wolf vom Amt für schulische Bildung.