Duisburg. Duisburgs Noch-Kulturdezernent Karl Janssen verbringt die letzten Tage seiner Amtszeit mit einer offiziellen Dienstreise in der Partnerstadt San Pedro Sula in Honduras. Oberbürgermeister Sören Link hat die Dienstreise genehmigt. Doch was hat die Stadt davon?
Dienstreisen von städtischen Mitarbeitern sind immer ein sensibles Thema. Vor allem, wenn sie über den großen Teich ans andere Ende der Welt gehen. Und vor allem in der Pleite-Stadt Duisburg, die ihren Bürgern wiederholt höhere Steuern abverlangt, um überhaupt ihre Pflichtaufgaben erfüllen zu können. So stellt sich die Frage, warum der zum 30. April scheidende Kulturdezernent Karl Janssen in der letzten Aprilwoche noch einmal eine offizielle, einwöchige Dienstreise nach Honduras unternehmen muss.
Verabschiedet hatte ihn OB Sören Link bereits vergangene Woche im Rat mit Blumen und warmen Worten, nach Ostern soll noch eine weitere offizielle Verabschiedung folgen. Die Woche darauf steigt Janssen in den Flieger, seinen Schreibtisch wird der 58-Jährige dann bereits geräumt haben und auch nicht mehr ins Rathaus zurückkehren.
Abschiedsgeschenk auf Kosten der Steuerzahler?
Welchen Nutzen kann die Stadt also von dieser Dienstreise haben? Oder ist sie eine Art Abschiedsgeschenk auf Kosten der Steuerzahler? Auf die Nachfrage im Rathaus antwortet Karl Janssen persönlich, aus seinem Resturlaub. „Die Reise ist seit Monaten geplant, dass sie genau am Ende meiner Amtszeit liegt, ist Zufall“, sagt er der NRZ.
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Hintergrund sei die Städtepartnerschaft mit San Pedro Sula, zum ersten Mal werde dort ein Duisburger Musikpreis in drei Altersklassen verliehen. Begleitet wird Janssen von Johanna Schie, der Leiterin der Duisburger Musikschule, die in der Jury sitzt. Janssen gilt als Vater der 2008 geschlossenen Städtepartnerschaft. Seit 2000 engagiert er sich über die Deutsch-Honduranische Gesellschaft, der seine Frau als Präsidentin vorsitzt, für bessere soziale und wirtschaftliche Grundlagen in dem Entwicklungsland.
Janssen will Partnerschaft weiter begleiten
Er werde dort die Duisburger Projekte besuchen, sagt Janssen: „Das kann kein anderer tun, es gibt niemanden, der dort so verankert ist wie ich.“ Dass das Engagement zwischen den Städten nach seinem Abschied abflauen könnte, sieht er nicht: „Ich habe das Gefühl, dass die Stadt diese Partnerschaft auch weiterhin mit Leben füllen wird.“
Warum aber muss es eine offizielle Dienstreise sein, bei der er auf seinem Rückflug schon nicht mehr offizieller Repräsentant der Stadt Duisburg ist? „Es wird kein Verabschiedungsflug, ich werde diese Partnerschaft auch weiterhin begleiten.“ Zudem handele es sich um die reinen Flugkosten, knapp 800 Euro, „keinesfalls Business-Class“, die Unterbringung organisiert wie üblich die jeweilige Partnerstadt. Den offiziellen Segen seines obersten Dienstherrn hat der Kulturdezernent jedenfalls schriftlich: Wie die Stadt gestern bestätigte, hat Oberbürgermeister Link die Dienstreise genehmigt.