Duisburg. Die WAZ-Zeitung soll noch besser werden. Tipps und Anregung erhielt WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz, der sich mit den Duisburger Leserbeiräten zur Blattkritik in der Duisburger Redaktion traf. Ein Rezept: Es braucht Schwarzbrot und Kaviar.
So einfach ist das eigentlich: Die Nachricht, der Artikel muss „sitzen“, spannend und lesenswert sein, neue Informationen bieten – und die Überschrift, die muss neugierig machen: So die einhellige Meinung des WAZ-Leserbeirates. Die gibt er üblicherweise der Duisburger Lokalredaktion mit auf den journalistischen Weg. Diesmal war der Adressat ein anderer: WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz.
Denn beim Leserbeirats-Treffen in der Redaktion stand diesmal die „Blattkritik“ am WAZ-Hauptteil an, der von der Essener Content-Redaktion erstellt wird. „Was lesen Sie? Liegen wir richtig? Sind wir zu lang, zu kurz? Stimmen die Themen? Wollen Sie mehr Meinung, mehr Hintergrund?“: Ulrich Reitz hatte viele Fragen – und bekam viele Antworten.
Halbformat für Pendler
Die Essener Kollegen in der Zentralredaktion haben es bei der medialen Nachrichtenflut auf allen Kanälen ungleich schwerer: Lokal sind wir immer exklusiv, der „Mantel“, wie wir den Hauptteil nennen, hat dagegen große Medien-Konkurrenz . „Die Nachrichten kenne ich oft aus dem Fernsehen“, sagt Leserbeirätin Luca Blass und bleibt deshalb oft direkt etwa an den Kommentaren hängen. „Die Zeitung muss meinungsfreudig sein“, ergänzt Dirk Weil. Gerne auch mit „Pro & Contra“. Da muss er auch nicht der Meinung des Chefredakteurs sein. Pressespiegel etwa, also was denken und schreiben andere Zeitungen, schätzt der Leserbeirat. Für Weil ist der Mantel eher „Beifang“ für die Lokalausgabe. Die anderen Leserbeiräte nicken zustimmend.
Das spornt Chefredakteur Reitz erst recht an: „Unser Mantel muss so interessant sein, dass er dem Lokalen in der Gunst um den Leser Konkurrenz macht. Wir werden Gas geben.“ Mit mehr Abwechslung, mehr überraschenden Themen. Mit exklusiven Geschichten. Auch „Extrablätter“ bei besonderen Ereignissen hat Reitz im Auge. Und ein handliches Halbformat, das zum Beispiel Pendler in Bus und Bahn lesen können.
Mehr eigenes, klares Profil
Richtig liegt die WAZ offenbar mit ihrem neu konzipierten „Kultur & Freizeit“-Teil mit den Service-Seiten. „Der Veranstaltungskalender gefällt mir. Das bekomme ich so sonst nirgendwo“, meint Susanne Tiltmann. Die Kinderseite lobt sie ebenso wie Angela Dollhausen: „Die reiße ich immer für meine Schüler heraus“, erzählt die Leiterin einer Grundschule.
Zeitung lesen ist oft ein schnelles Geschäft. Für die Wochenendbeilage samstags nehmen sich die Leserbeiräte aber viel Zeit. Da dürfen die Texte gern länger sein, fällt die ungewöhnliche Gestaltung ins Auge. Und die Leserbeiräte mögen Vertrautes: Rubriken wie „Familienbande“, „Kraut & Rüben“ oder „Mahlzeit“ werden aufgezählt. „Man kann sich drauf verlassen, wo das steht“, sagt Dollhausen.
Noch mehr eigenes, klares Profil scheint also, so sieht sich Reitz bestätigt, das Rezept für den gesamten Mantel zu sein, damit die WAZ schmeckt: Schwarzbrot und Kaviar eben.