Man muss das Rad nicht neu erfinden, und es ist ein guter journalistischer Rat einst wie jetzt: „Die Dinge aus der Sicht des Lesers sehen. Für sie machen wir Zeitung, nicht für uns oder für Politiker.“ Das gab Erich Heck seiner Duisburger WAZ-Lokalredaktion als Chef 20 Jahre mit auf den Weg, das nennt er auch heute noch, im Alter von 87 Jahren, seine Devise.

Mit 65 Jahren ging der gebürtige Hochfelder Erich Heck 1990 in den Ruhestand. Er blieb von seiner Dachgeschoss-Wohnung in Duissern weitsichtiger, kritischer Beobachter seiner Heimatstadt. Das Rentenalter hat jetzt, 23 Jahre später, auch die WAZ erreicht: 65 Jahre. Kein Grund, sich aufs Altenteil zu setzen: einst bei Erich Heck nicht, heute nicht bei der WAZ.

Buchstäblich „vielseitiger“, sei die WAZ geworden, sagt Heck, der feinsinnige Journalist, der eigentlich Pianist werden wollte. Vielseitiger, mit breiten Themenpaletten und neuen Formaten, aber eben auch im Umfang – heute zum Beispiel mit acht Seitenstücken und den drei Stadtteilausgaben im Norden, ­Westen und Südlich der Ruhr. Bunter sei die WAZ zudem geworden, aber nicht „schrill“, konstatiert Heck.

Und weiter zählt vor allem die Nachricht im Blatt. Und der kritische Blick: Unter seiner kleinen Rubrik „Das gefällt uns nicht“ schrieb Heck unter dem Autorenkürzel -ck in seiner letzten Ausgabe: „Die Archäologische Zone am Fuße der Salvatorkiche am Alten Markt liegt bei Dunkelheit im absoluten Dunkeln. Kleinstadt-Niveau“. Heute fände sich das unter Tops & Flops auf dieser Bürgerseite.

1970 wurde Erich Heck WAZ-Lokalchef in Duisburg, begab sich der passionierte Jäger, der vom zuvor übernommenen Duisburger Generalanzeiger zur WAZ gekommen war, auf die Jagd nach Nachrichten und Geschichten, erlebte er die Blüte der Montanstadt, aber auch ihre größten Krisen. 1970, da erschien die WAZ schon über 20 Jahre. Eine seiner langen Wegbegleiterinnen in der Duisburger Redaktion war Waltraud Fest, die Frau der ersten Stunde; damals im April 1948, als die erste, vier Seiten starke WAZ in Duisburg erschien, mit einer halben Seite lokalem Redaktionstext, war sie die „Ein-Frau-Redaktion“. „Dank für Arbeitsbeginn + stop + Reportagen durchweg kürzer, mehr Kurznachrichten, denkt an Bilder“, lautete damals das Lob-Telegramm aus der Bochumer WAZ-Zentrale.

„Duisburg einst und heute“: Langjährige WAZ-Leser erinnern sich sicher an die von Erich Heck sorgsam gepflegte Rubrik, bei der historischen Bildern aktuelle aus gleicher Fotografensicht gegenüber gestellt wurden. Das sollte den Wandel der Stadt dokumentierten und auch ein Stück Stadtidentität schaffen. Dieses Duisburg-Gefühl als Zeitung zu hegen und pflegen, das war eine der Leidenschaften von Erich Heck.