Duisburg. Was, wenn das Sperrtor am Marientor bei Hochwasser nicht zu schließen ist? Ließe sich dann die gefährliche Lücke mit Hochsee-Containern abdichten? Das wäre der Notfall-Plan der Stadt. Gleichzeitig wird über einen Neubau nachgedacht. Aber auch ein “dauerhafter Verschluss“ wird erwogen.
Tonnenschwere Übersee-Container oder mit Sand befüllte Riesen-Taschen sollen im Fall eines Notfalles provisorisch die Lücke am Marientor zwischen dem Innen- und Außenhafen schließen, wenn ein Rheinhochwasser aufläuft, aber das altersschwache Sperrtor sich nicht schließen lässt.
Diese „alternativen Verschlussmöglichkeiten“ sind Teil eine Notfallkonzeptes „Marientor“, das derzeit das zuständige Umweltdezernat der Stadt Duisburg erarbeitet und der Düsseldorfer Bezirksregierung zur Genehmigung vorlegen muss.
Störfälle am Sperrtor
Das Nachdenken über alternative Verschlüsse scheint nach den Störfällen am Sperrtor vom vergangenen und diesem Jahr durchaus geboten zu sein: War im November 2012 beim Versuch, eine Probeschließung durchzuführen ein Lagerschaden aufgetreten und das Tor konnte nicht ordnungsgemäß hochfahren, ist das Tor in diesem Jahr bei der gleichen Probeübung aus den Schienen gesprungen und blockierte.
Im Ernstfall könnte solch eine Panne gravierende Folgen für Mensch und Material in der Innenstadt haben: Das Sperrtor schützt die tiefer gelegene Altstadt, den Innenhafenbereich und das städtische U-Bahnnetz vor dem Hochwasser im Rhein.
Stützräder für das Sperrtor
Mittlerweile, so berichtet eine Sprecherin der für den Betrieb des Sperrtores zuständigen Wirtschaftsbetriebe, sei der akute Schaden aber behoben: Das Tor sei wieder auf die Schienen gesetzt und für die Zukunft mit dem Einbau von zusätzlichen Führungs- und Stützrädern gesichert. Sobald der Wasserstand des Rheines (benötigt wird ein Pegelstand ab 7.40 Meter) es erlaube, werde eine weitere Probe-Schließung des Sperrtores vorgenommen. Mit einem Hochwasser sei in den nächsten Tagen nicht zu rechnen, aktuell lägen die Pegelstände deutlich unter dem für eine Probeschließung erforderlichen Höhe (derzeit bei rund 4 Meter, sinkend.)
Doch mit Blick auf immer wieder auftretende Pannen und hohe Instandsetzungskosten des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks, hat die Verwaltung im September eine Machbarkeitsstudie über einen kompletten Neubau des Sperrtores in Auftrag gegeben. Dabei werde, so Sprecherin Susanne Stölting, auch die Variante eines „dauerhaften Verschlusses“ betrachtet. Dann aber müsste die Stadt EU-Fördergelder zurückzahlen, die sie einst für den Bau der Marina kassiert hat.
Konzeptstudie „Neues Hochwassersperrtor
Mit einem Ergebnis der Machbarkeitsstudie werde im Sommer 2014 gerechnet. Den politischen Gremien werde dann ein Entscheidungsvorschlag vorgelegt.
Das denkmalgeschützte Bauwerk stammt aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Seit 2011 beschäftigen sich die Fachleute der Stadt mit einer Alternativplanung (Grundwasserströmungssimulation am Marientor), Konzeptstudie „Neues Hochwassersperrtor“. Und jetzt die Machbarkeitsstudie. Die Kosten für den Neubau eines Sperrtors, das nicht zwangsläufig am Standort des Marientores errichtet werden müsste, lägen aber in Millionenhöhe.
Ob es aber zu der Container- oder Big-Pack-Lösung im Fall des Notfalles kommen werde, zog ein Sprecher der Bezirksregierung gestern auf Nachfrage der NRZ noch in Zweifel: „Das sind zunächst Ideen der Stadt, noch weit entfernt von einer Genehmigungsreife.“ Kurz vor der Genehmigung durch die Bezirksregierung indes stünde der Gefahrenabwehrplan der Stadt, der unter anderem auch beschreibe, welche Behörde was zu tun habe, wenn die Stadt durch Hochwasser erreicht werde.