Duisburg/Oberhausen. Auch ein altes Gewerbe kann heute noch Gewinn bringen - der moderne Ruhrschäfer Florian Preis hat über Aktien die Grundlagen seiner neuen Existenz geschaffen. Jetzt ist sein Traum Wirklichkeit geworden - mit Hund und Hirtenstock. 30 Muttertiere und ein Lamm grasen derzeit in Oberhausen.
Florian Preis lehnt sich auf seinen Hirtenstock und beobachtet die Szenerie. Am Horizont dampfen die Schlote des Chemiekonzerns „Oxea“. Gegenüber bei „Lekkerland“ werden gerade Lkw mit Süßigkeiten und Snacks auf die Reise geschickt. Mittendrin, auf einem Thyssen-Gelände in Oberhausen-Holten, das irgendwann mal Bauland werden soll, grasen seine Schafe. Idyllisch ist woanders. Aber der 32-Jährige ist zufrieden. Und, noch wichtiger: Seine Herde ist es auch.
Florian Preis hatte den Traum einer „Ruhrschäferei“. In Duisburg und Oberhausen wollte er das Projekt starten und hat seit dem Sommer Patenschaften und Schafaktien verkauft. So kam Geld zusammen. Genug für 30 Muttertiere und ein Lamm. Vor ein paar Tagen sind die Tiere angekommen.
Dichtgedrängt auf einem Fleck
Der Boden ist steinig. Auf dem Gelände wachsen ein paar dürre Birken, dazu Gräser und gelbe Blümchen. Den Schafen schmeckt’s. „Eigentlich wollte ich robuste Kreuzungsschafe anschaffen. Aber dann habe ich mich für Merino-Wollschafe entschieden. Die mögen das Landreitgras, das hier wächst.“ Noch sind die Tiere etwas schreckhaft, müssen sich an die neue Umgebung und die drei Hütehunde gewöhnen. Die Arbeit übernehmen Troll, Ayla und Minou. „Leider ist einer meiner Hunde sehr krank geworden. Ich musste ihn einschläfern.“
Ayla und Minou will er auf ihre Aufgabe vorbereiten, die Hauptarbeit übernimmt Troll. Dabei gehört der schwarze Schafpudel mit seinen zwölf Jahren schon zu den Rentnern. Trotzdem wacht er aufmerksam über die Tiere. Dichtgedrängt stehen die Schafe auf einem Fleck. Sie senken den Kopf und kauen Gras.
Fleisch wird vermarktet
Im November will Florian Preis einen Stall bauen. Der ist vor allem für die Muttertiere gedacht – einen deutschen Durchschnitts-Winter können die Schafe nämlich ohne Probleme draußen verbringen. „Der Job als Schäfer ist schon einfacher geworden. Jeder hat ein Handy, man kann sich Sachen liefern lassen.“ Früher war Schafehüten ein Knochenjob. Mehrere Stunden pro Tag ist der Existenzgründer bei seinen Tieren. Den Rest der Zeit organisiert er sein Geschäft. Fleisch, Fell und Wolle will er im nächsten Jahr vermarkten. Zunächst werden die Aktionäre versorgt, der Rest soll über seine Internetseite vertrieben werden.
Bis Januar sollen die Schafe noch in Oberhausen grasen, dann geht’s zu einer Obstweide nach Duisburg-Asterlagen. „Ich brauche auf jeden Fall noch mehr Flächen, damit das Futter für die Tiere reicht.“ Und Ziegen will Florian Preis anschaffen. Seine Merino-Schafe, hat er festgestellt, sind nämlich doch ein bisschen wählerisch. Die Brombeeren, die in Holten wachsen, verschmähen sie. Die Ziegen hingegen, die futtern alles.
Weitere Infos
Wer das Projekt unterstützen möchte oder regelmäßig informiert sein will, was der Ruhrschäfer macht: Florian Preis schreibt auf seiner Internetseite www.ruhrschaefer.de über seinen Tagesabläufe.
„Hirtenbrief“ nennt er die Mitteilungen. Die Tiere sollen noch weitere Ohrnummern bekommen. Wer nämlich eine Schafaktie kauft oder eine Patenschaft erwirbt - für alle, die kein Fleisch mögen - kann die Tiere besuchen und bekommt ein Foto von „seinem“ Schaf. Weitere Aktionäre werden noch gesucht.