Duisburg. Wegen fahrlässiger Tötung werden drei ehemalige Mitarbeiter des Delta-Musik-Parks angeklagt. Sie sollen für den Tod von Abdelmajid O. verantwortlich sein. Sie hatten den 26-Jährigen mutmaßlichen Autoknacker so lange auf dem Boden fixiert , dass dieser später am lagebedingten Erstickungstod starb.
Nachdem auf dem Parkplatz des Delta-Musik-Parks immer wieder Autos aufgebrochen worden waren, hatten die Parkplatzeinweiser genug. Sie wollten den unbekannten Autoknacker schnappen und legten sich in der Nacht zum 21. April dieses Jahres sogar mit Nachtsichtgeräten auf die Lauer.
Gegen 3.15 Uhr an jenem Sonntagmorgen, so stand es später im Polizeibericht, überwältigten die Delta-Mitarbeiter einen jungen Mann, den sie für den Autoknacker hielten. Um Abdelmajid O. bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten, fixierten sie den 26-Jährigen auf dem Boden. Der junge Mann verlor jedoch das Bewusstein. Noch auf dem Parkplatz der Hamborner Disco reanimierten Polizisten den Bruckhausener. Zwei Tage später starb Abdelmajid O. dann im Krankenhaus.
Nun ist klar: Der Marokkaner ist erstickt an seinem Erbrochenen, das er eingeatmet hatte, während ihn das Personal der Duisburger Großdisco auf dem Boden fixiert haben soll - mit dem Knie im Rücken und dem Gesicht auf der Erde. Das bestätigte auch der ausführliche Abschlussbericht des Instituts für Rechtsmedizin des Düsseldorfer Universitätsklinikums. Todesursache lagebedingter Erstickungstod, so lautet das Ergebnis der Gerichtsmediziner.
Termin für Hauptverhandlung am Amtsgericht Duisburg steht noch nicht fest
Deshalb klagt der ermittelnde Staatsanwalt Martin Hein mehrere Verdächtige nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung an. Diese Straftat kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. In der Vergangenheit endeten einige Verfahren, in denen Gerichtsmediziner einen lagebedingten Erstickungstod diagnostiziert hatten, jedoch auch mit Freisprüchen für die Angeklagten.
Wann die Hauptverhandlung am Schöffengericht beginnt, stehe noch nicht fest, erklärte Gerichtssprecher Rolf Rausch auf Anfrage. Angeklagt werden auch nur drei der sieben Angestellten, die in jener Nacht im Dienst waren, um den unbekannten Autoknacker zu fangen.
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Bei den Männern, die Abdelmajid O. festgehalten hatten, soll es sich, laut damaliger Auskunft des Disko-Betreibers Hans-Bernd Pikkemaat, um Mitarbeiter gehandelt haben, die zwar nicht als Türsteher gearbeitet hätten, aber dennoch auch Sicherheits-Lehrgänge besucht haben sollen. Eine von vielen Fragen, die das Gericht deshalb auch zu klären hat, wird sein, ob die Angeklagten, die laut ihres damaligen Chefs "keine Laien gewesen seien", wussten, welche gesundheitlichen Folgen solch eine Fixierung haben kann.
Keiner der sieben Angestellten arbeitet mehr im Delta-Musikpark
Arbeiten soll nach Informationen unserer Redaktion keiner der sieben Beteiligten mehr im Delta-Musik-Park. Nach dem tragischen Tod des 26-Jährigen soll es zudem Bomben- und Morddrohungen gegen das Delta und sein Personal gegeben haben, sagte Pikkemaat damals unserer Redaktion.
Weil sie Ausschreitungen befürchtete, hatte die Familie des Marokkaners damals eine große Trauerfeier abgesagt - und an all jene, die zu Gewalt und Selbstjustiz aufgerufen hatten, appelliert, friedlich und besonnen zu trauern.