Duisburg. Vorstände und Betriebsräte der Verkehrsgesellschaften aus Duisburg, Mülheim und Essen streiten derzeit darüber, ob sie mehr Bereiche in die gemeinsame Gesellschaft „Via“ ausgliedern.

Seit gestern sitzen die Geschäftsführer, Vorstände und Betriebsräte der drei Verkehrsgesellschaften aus Duisburg, Essen und Mülheim zusammen und diskutieren bis heute Abend die Zukunft ihrer gemeinsamen Kooperationsgesellschaft „Via“. Im Vorfeld gab es vor allem aus Essen immer wieder Befürchtungen, dass Duisburg aus dem 2010 gegründeten Vorzeigeprojekt der Nachbarstädte aussteigen will. Von Kirchturm-Denken, widersprüchlichen Entscheidungen des Duisburger Stadtrates und einer zweitägigen Krisensitzung ist in Essen die Rede. Solche Berichte haben in Duisburg für Verstimmung gesorgt, besonders im Vorfeld der derzeit laufenden Zukunftsgespräche.

„Dass man nach drei Jahren Bilanz zieht und gemeinsam darüber spricht, ob wir auf dem richtigen Weg sind und wie es in der Zukunft weitergeht, halte ich für einen völlig normalen Vorgang“, sagte Herbert Mettler, Aufsichtsratsvorsitzender der Duisburger Verkehrsgesellschaft, der NRZ.

Sparziel bis 2020: 13 Millionen Euro

„Hier will niemand die Via beerdigen. Wir stehen nach wie vor hinter der Via-Kooperation. Es geht darum die Interessenslagen zu klären und auszuloten, in welcher Form sie in Einklang gebracht werden können“, sagt Mettler, der sich über die Inhalte interner Aufsichtsratssitzungen aber nicht äußern will. Ohnehin fällt dem Duisburger SPD-Fraktionschef in der Zukunftsdebatte eine ungewöhnliche Doppelrolle zu: Er ist turnusmäßig derzeit auch Aufsichtsratschef bei der Via.

Durch die gemeinsame Gesellschaft wollen die drei Städte bis 2020 Synergieeffekte von rund 13 Mio Euro erzielen, eingespart sind bisher 6 Mio Euro. Strittig ist aber offenbar, welche weiteren Bereiche aus den Gesellschaften in die Via ausgegliedert werden sollen. Dabei geht es vor allem um das Personal: 2700 Mitarbeiter sind es in den drei Städten, sie alle könnten unter dem Via-Dach beschäftigt werden. Fraglich wären die Einspareffekte: Die Personalverwaltung wird bereits zentral vom DVV-Konzern gesteuert, sie wird es dort auch weiterhin geben.

Immenser Spardruck in Essen

In Nachbarstädten sind die Strukturen anders. Und vor allem in Essen kommt ein immenser Spardruck hinzu: Der Kämmerer hat eine Haushaltssperre verhängt und der Evag drohen durch die angekündigte Halbierung der Dividende aus RWE-Aktien Verluste in Höhe von 19 Mio Euro. Daher kann man sich den Verzicht auf mögliche Einspareffekte in der Ruhr-Metropole gar nicht leisten. „Die schieben ihr Personal unters Via-Dach und sind ein paar Probleme los“, heißt es aus Kreisen der Gewerkschaft.

In den politisch besetzten Gremien in Duisburg stellt man sich zudem die Frage, wie viel Steuerung und Handlungsspielraum man überhaupt beim Nahverkehr aus der Hand geben will. Wer hat bald das Sagen, wenn es um ÖPNV-Angebote und Fahrpläne in den einzelnen Städten geht? Und was bleibt an Einfluss übrig, wenn die Entscheidungshoheit bei der Via liegt?

Wie schnell die Strukturen wackeln können, zeigt der Alleingang der Mülheimer mit ihren Plänen, aus dem Straßenbahn-Verkehr auszusteigen und stattdessen auf Busse zu setzen. Ausgerechnet in Mülheim wollte die Via in eine gemeinsame Werkstatt für Straßenbahnen investieren. Jetzt liegt das Vorhaben erst einmal auf Eis.