Duisburg.

9.40 Uhr: Viele der Erstsemester sind überpünktlich. Bereits 20 Minuten vor dem Beginn der Einführungsvorlesung der Wirtschaftswissenschaften strömen sie zahlreich ins Audimax, den mit 720 Plätzen größten Hörsaal der Uni Duisburg. Viele der jungen Menschen scheinen es zu ahnen: Auf Grund des doppelten Abi-Jahrgangs wird es voll.

Die vordersten Sitze sind schnell belegt. Dass einige dort schon zwei oder drei Plätze für befreundete Kommilitonen freihalten, erhitzt sogar das ein oder andere Gemüt. Wer in den ersten Reihen Pech hat, versucht es weiter hinten oder auf der Empore. Hier hat man die freie Auswahl – noch.

Nur Einzelplätze in der Mitte sind frei

9.50 Uhr: Die Platzsuche gerät ins Stocken. Viele Studenten bleiben einige Zeit im Eingang stehen, sehen suchend durch den Hörsaal. Einzelplätze gibt es noch – die meisten davon in der Mitte der Reihen. Wer sich nicht an den Sitzenden vorbei traut, nimmt mit den hinteren Reihen vorlieb. Mutige – oder (Körper-)Kontaktfreudige – setzen ein Lächeln auf und zwängen sich durch die schmalen Reihen, möglichst ohne auf all zu viele Füße zu treten.

„Ersti“ Alexander hat Glück. Er findet einen freien Platz ziemlich weit vorne. „Ich will gerade bei der Einführung nicht zu weit hinten sitzen, um alles mitzubekommen“, sagt der 18-Jährige. Dass jetzt gleich zwei Abiturjahrgänge ihr Studium beginnen, findet der junge Mann nicht schlimm. „Es ist zwar voll, aber es passen so gerade alle rein.“ Zur Not würde Alexander aber auch im Gang sitzen, erklärt er. Das muss an diesem Morgen allerdings niemand. Auch wenn die Platz-Suche teils lange dauert.

Alexander, der zu der Gruppe gehört, die bereits nach acht Jahren auf der weiterführenden Schule ihr Abitur machten, hat dennoch ein Problem mit dem „Turbo-Abi“. „Ich fühle mich schlecht informiert und nicht wie ein Student. Ich hätte mir noch ein Jahr mehr am Gymnasium gewünscht. Außerdem stört mich der Altersunterschied.“

Krititsche Stimmen zum "Turbo-Abi"

Miriam Schneider (19) wäre auch dafür gewesen – obwohl sie zur anderen Gruppe gehört: „Ich finde es gut, so wie es bei mir war. Das hätte man so lassen sollen“, sagt sie. „Ich glaube einerseits, dass neun Jahre Gymnasium besser sind, weil man mehr Zeit hat, sich zu entscheiden, was man macht, und weil es dann jetzt nicht so voll wäre“, sagt sie und lacht.

10 Uhr: Professor Joachim Prinz muss keinen Platz suchen. Er legt seine Unterlagen auf das Rednerpult. Langsam kehrt Ruhe ein. Die Gespräche verstummen und Prinz beginnt mit der Vorlesung.

Während der ersten Viertelstunde öffnet und schließt sich die Tür des Audimax auf Grund einiger verspäteten Studenten noch einige Male. Auch sie finden einen Sitzplatz. Dann ist es ruhig. Konzentriert hören die „Erstis“ bis 12 Uhr zu und strömen dann alle auf einmal nach draußen.