Duisburg. Mehr als ein Autobahnkreuz: Der “Spaghetti-Knoten“ in Kaiserberg ist nicht nur wegen seines Kosenamens berühmt. Denn das Kreuz ist kein normaler Knotenpunkt: Die Verbindung von A3 und A40 in Duisburg ist ein planerischer Genie-Streich und magischer Kunst-Ort zugleich.
Einen Kosenamen können Autobahnkreuze wohl selten aufweisen. Anders das Kreuz Kaiserberg, auch liebevoll „Spaghetti-Knoten“ tituliert.
Ganz nüchtern betrachtet dient das Beton-Knäuel der schlichten Verbindung zweier Autobahnen, der A 3 und der A 40. Über 200.000 Autos befahren täglich das nach wie vor funktionierende Kreuz mit seinem Gewirr aus Über- und Unterführungen, das Kaiserberg so unverwechselbar macht.
Kreuz Kaiserberg ist kein Kleeblatt
Normale Autobahnkreuze sehen aus Vogelperspektive meist aus wie ein Kleeblatt (Kreuz Moers, leicht gestaucht beim Kreuz Duisburg, künftig auch Kreuz Duisburg-Süd), gebildet aus den den Zu- und Abfahrten, mittendrin immer die Brücke der einen über die andere Autobahn. Das aber war am Kreuz Kaiserberg nicht möglich, mussten die Planer in den 60er Jahren feststellen.
Zum einen trafen die beiden Autobahnen nicht mehr oder weniger rechtwinklig, sondern spitz aufeinander, zum anderen lag der eigentliche Kreuzungspunkt äußerst beengt zwischen zwei Eisenbahnstrecken und der Ruhr. Technische Fantasie war gefragt, zumal auch noch einige innerörtliche Straße anzuschließen oder zu überbrücken waren.
Im Oktober 1966 begannen die Bauarbeiten und machten nach und nach sichtbar, wie die Planer die Probleme in den Griff bekommen wollten. Der Clou: Alle Verbindungsrampen zwischen A 3 und A 40 waren vom eigentlichen Kreuzungspunkt der Autobahnen abgekoppelt und nach Süden oder Westen verlagert worden, statt Klee gab’s Nudeln, und besser als die Standardlösung war der Geniestreich auch noch. Norbert Tschinke, einer der beiden Planer, sagte zum 40-Jährigen des Knotens 2009: „Von der Leistungsfähigkeit ist das ein Optimum.“
"Spaghetti-Knoten" wurde 1969 freigegeben
Der Name „Spaghetti-Knoten“ sei entstanden, als es die ersten Luftbilder der gigantischen Straßenverknüpfung gab. 1969 wurde der Neubau für den Verkehr freigegeben. Er trug bis 1992 den Namen „Duisburg-Kaiserberg“, dann wurde der Städtename gestrichen.
Seit knapp 45 Jahren also rollt der Verkehr drunter und drüber, aber es gab auch Ausnahmen. 1973 waren wegen der Ölkrise vier Sonntage „autofrei“. Aber es gab auch einen absolut heiteren Grund für eine weitere Verbannung der Autos vom Kreuz am Kaiserberg: 2010 bildete der „Spaghetti-Knoten“ einen Kernpunkt des Kulturhauptstadtjahres, als die Autobahn 40 für einen Sommertag Ziel für Millionen Besucher war, die dort Kultur machten oder konsumierten, die 20.000 Bierzelt-Garnituren besetzten und auf 60 Kilometer die „Schönheit der großen Straße“ feierten. Und das Kreuz Kaiserberg samt Umgebung ragte dabei heraus, wurde aus Sicht der beteiligten Künstler gar zum „magischen Ort“.