Duisburg. Wer möchte nicht einmal den Politikern bei ihrer Arbeit stärker auf die Finger schauen? Wie das funktionieren könnte? Antwort: Per Live-Stream aus dem Ratssaal, gesendet auf den heimischen PC! Darüber denkt man derzeit im Presseamt der Stadt Duisburg nach, im Auftrag des Rates. Gibt es also bald das Rathaus-Online-TV?

Wer möchte nicht mal den Politikern bei ihrer Arbeit stärker auf die Finger schauen? Wie das funktionieren könnte? Antwort: Per Live-Stream aus dem Ratssaal, gesendet auf den heimischen PC! Darüber denkt man derzeit im Presseamt der Stadt Duisburg nach, nachdem dazu der Rat im Frühjahr auf Initiative von FDP und DWG den Auftrag erteilt hatte.

Immer mehr Räte an Rhein und Ruhr entdecken derzeit die technischen Möglichkeiten des Internets, um das Handeln und Beraten von Poltik und Verwaltung den Bürgern in der Stadt besser verständlich zu machen. „Transparenz“ und „Teilhabe“ sind dabei die Stichwörter.

Vorreiter: Die Stadt Bottrop

Während man nach Worten von Frank Kopatschek, Pressesprecher des Oberbürgermeisters, in Duisburg zunächst bei einem Ortstermin in der kommenden Woche noch technische Grundfragen wie Serverleistung und Kamerastandorte wie natürlich auch die Frage nach den Kosten abwägen muss, bevor man dem Rat einen Vorschlag machen könne, sind andere Städte wie zum Beispiel Bottrop, aber auch Großstädte wie Essen, Düsseldorf oder Köln weiter. In Warburg und Wuppertal indes wurde die Idee abgelehnt. Der Kosten wegen.

Bottrop war Vorreiter für Live-stream aus dem Ratssaal: Schon im November 2012 flimmerten testweise die ersten Bilder in die Wohnzimmer der Bürger. Streng wurde darauf geachtet, dass nur Redner auf dem Bild zu sehen waren, die vorther zugestimmt hatten. Denn natürlich gelten für solche Veranstaltungen Datenschutzregelungen, die beachtet werden müssen. Ratsleute, die nicht per Livestream gezeigt werden wollen, können Widerspruch einlegen, die Kamera schaltet aus, wenn sie das Redner-Pult betreten.

Zum Auftakt klinkten sich 2010 Computer in den Livestream ein

In Essen, wo es den Livestream seit Januar 2013 gibt, hat dies aber praktisch kein Ratsmitglied gemacht. Im Gegenteil: Alle waren neugierig auf das Rathaus-Online-TV. Auch das Publikum. So hatte sich am 30. Januar die beachtliche Anzahl von 2010 PCs in den Rats-Livestream auf der Website der Stadt eingeklickt; wieviele Menschen dann tatsächlich vor den Bildschirmen saßen, weiß keiner. Auf jeden Fall gilt: Noch nie zuvor hatte eine Ratssitzung in der Ruhrmetropole derart viele interessierte Beobachter aufzuweisen.

Schade nur, dass in den Folgemonaten dann die Klickzahlen auf 370, 270 und im Juni gar auf 204 zurücksackten. Im Juli waren es wieder mit 670 etwas mehr - im Rat wurde über den Zuzug von Asylbewerbern hitzig debattiert. Das bringt „Quote“.

Schwindendes Interesse

„Im Grundsatz ist dies aber das Problem“, sagt Kopatschek, „am Anfang ist das Interesse der Menschen groß, doch dann schwindet .“ Und schnell stellt sich dann bei eine Kommune unter Haushaltsvorbehalt die Frage nach dem Aufwand und dem Nutzen. Dabei kostet ein Livestream nicht die Welt. 700 Euro werden pro Übertragung (inklusive Abspeichern von alten Übertragungen) für die Stadt Essen fällig.

Hinter der Kamera stehen Mitarbeiter von Plenum TV aus Erfurt. Die Firma bietet solche Multimedia-Projekte seit Jahren an. In Thüringen lassen die Städte Erfurt, Jena und Gera ihre Sitzungen ins Netz übertragen. „Ob, wie und mit wem wir das machen werden“, so der Sprecher des OB, „muss sich erst für uns noch zeigen.“