Duisburg. Fünf Stühle und zwei Tische für sieben Wahlhelfer, die auf dem Boden die Stimmen auszählten. Ein Wahlhelfer kritisiert die Organisation der Bundestagswahl in Duisburg scharf. So hätte etwa an der Memelstraße selbst der Platz gefehlt, die langen Stimmzettel vernünftig auszuzählen.
Er sagt es zwar nicht, aber man merkt es ihm an: Werner Zeuke ist sauer. Deshalb hat er gestern morgen eine dicht bedruckte DIN A-4-Seite in der Redaktion abgegeben. Zwar kann er nicht verstehen, dass Wahlhelfer ihr Team im Stich lassen und einfach mit dem Zählen aufhören, aber „irgendwo nachvollziehen“ kann er das in diesem Jahr schon.
Denn er selbst, der seit vielen Jahren ehrenamtlich als Briefwahlhelfer in Duisburg gearbeitet hat, fand die Arbeit am letzten Wochenende alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Oder, um den 66-jährigen Wanheimerorter zu zitieren: „Wo man uns diesmal hin verfrachtet hatte, war das Allerletzte.“
Für die Auszählung fehlte der Platz
Das Team sei es ja in den letzten Jahren gewohnt gewesen, in einem kleinen Büro zu arbeiten, aber dort habe man immerhin noch Ablagen gehabt. Bei dieser Bundestagswahl aber: ein 13 bis 15 Quadratmeter großer Raum mit einer ausgehangenen Zwischentür, einer Fensterbank für die persönlichen Sachen, zwei Tischlein und fünf Stühlen für sieben Wahlhelfer im vierten Stock an der Memelstraße.
Bundestagswahl 2013 in Duisburg
„Unser Wahlbezirk hat immer einen großen Anteil an Briefwählern, aber diesmal – durch die enorme Steigerung der Briefwähler – waren weit über 1500 Wahlbriefe zu bearbeiten“, sagt Werner Zeuke. Um das zu bewältigen, so Zeuke, saßen zeitweise bis zu fünf Wahlhelfer auf dem Boden und krochen bei der Auszählung durch den Raum, um an entsprechende Wahlscheinstapel zu kommen: „Für die Auszählung der Wahlscheine – die 50 Zentimeter lang waren – fehlte einfach der Platz, um vernünftig arbeiten zu können.“ So seien dann auch Fehler entstanden, die das Team allerdings selbstständig fand und behob.
Stress kommt so gar nicht erst auf
Dann wird der Mann sarkastisch: „Im nächsten Jahr stehen ja wieder Wahlen an und ich habe mir schon Gedanken gemacht, wohin man uns dann verfrachtet. Vielleicht ist es ja ein Hinterhof, bestückt mit einem Tisch und zwei Stühlen. Wir werden auch dort eine Lösung finden und notfalls die Wahlscheine auf dem Boden ausbreiten. Hoffentlich regnet es nicht.“
Werner Zeuke fragt nicht nur sich selbst: „Warum wird das Briefwahlzentrum nicht in eine städtische Schule verlegt, wo vernünftige Räume und genügend Tische vorhanden sind, damit wir Wahlhelfer aufrecht arbeiten können und so Stress im Vorhinein erst gar nicht aufkommt?“ Dann, da ist sich Werner Zeuke sicher, würden auch nicht die Wahlhelfer die Flinte ins Korn werfen, wie am letzten Sonntagabend geschehen.