Duisburg. .

Bereits die Aufführung von „Metropolis“ in der Gießhalle und das Konzert von „Massive Attack“ in der Kraftzentrale haben deutlich gemacht, dass es bei der Ruhrtriennale 2013 besonders um das Verhältnis von Bild und Musik geht. Im Ciné-Concert „In Absentia“ traf nun das Arditti-Streichquartett in der Gebläsehalle auf die Filme der Quay Brothers.

Das Motto des Abends ist dem Film „In Absentia“ aus dem Jahr 2000 entlehnt. Entstanden ist das 19-minütige Werk zu Karlheinz Stockhausens „Two Couples“, eine Szene mit elektronischer und konkreter Musik aus der Oper „Freitag“ aus dem Licht-Zyklus. Zu hören sind schwebende Klänge, geräuschhafte Momente und bedrohliche Chöre.

Szenario eines Landhauses

Die Quay Brothers haben auf diese Musik mit einem Film reagiert, der an Stanley Kubricks „Shining“ erinnert: In kargen Schwarz-weiß-Bildern wird das Szenario eines Landhauses entworfen. Man sieht die verschmutzten Finger einer verwirrten Frau, die mit einem Bleistift einen unleserlichen Brief kritzelt, der nachher zu anderen nicht abgeschickten Briefen abgelegt wird.

Doch zunächst präsentiert sich das Arditti-Quartett ohne Film: Es interpretiert Alban Bergs Lyrische Suite, die kein Zwischenspiel ist sondern mit 35 Minuten Spieldauer das umfangreichste und gewichtigsten Werk des Abends. Mit dunklen und sehnsüchtigen Farben spielt das Arditti-Quartett Bergs Musik, die viele romantische Farben und sogar den Tristan-Akkord enthält. Dabei werden aber stets innere Zerrissenheit und Unruhe der Komposition deutlich, die wilde Expression mit romantischer Geste kombiniert.

Kwartett Smyczkovy

Nach der Pause vereinigen sich dann Film und Musik in „Kwartett Smyczkovy“ zu Witold Lutoslawskis Streichquartett. Die Musik wirkt wie zerstäubte Partikel, die sich immer wieder verdichten und zusammen finden. Die Ardittis spielen die anspruchsvolle und vielschichtige Partitur eindringlich und mit höchstem Einsatz.

Die filmische Zuspielung weckt mit der Ankündigung, eine Paraphrase von Peter Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ zu sein, Erwartungen, die sie nicht erfüllt. Zeigt Handke in seinem wortlosen Schauspiel das bunte Treiben auf einem städtischen Platz, so spielen Menschen bei den Quay Brothers nur eine nebensächliche Rolle.

Freundlicher Beifall

Ihr Schwarz-Weiß-Film reagiert nur groß- und grobflächig auf die melancholischen Momente in Lutoslawskis Musik. Meist sieht man ein ödes Betonhaus oder eine wüste Landschaft im Gegenlicht. Zwischendurch blitzt mehrfach das Bild einer Frau auf und eine fahrende Straßenbahn erscheint.

Der Beifall war freundlich. Die gute Konzeption dieses Konzertes hätte filmisch besser umgesetzt werden können.