Duisburg. Die Lebensretter der DLRG feiern ihren 100. Geburtstag. Auch die Ortsgruppe in Rheinhausen, nach dem Motto: „Der Bezirk, das sind wir alle!“
Es ist erst ein paar Wochen her, da schlugen die Verantwortlichen der DLRG-Ortsgruppe Rheinhausen Alarm: Alle vier Boote, die den Lebensrettern gehören, waren defekt. Und zwar zeitgleich. „Daher konnten wir unseren Aufgaben im Wasserrettungsdienst nicht nachkommen. Der Aufschrei war gigantisch“, schaut Martin Flasbarth zurück. Doch der Ortsgruppen-Chef, der in Personalunion das Amt des Vorsitzenden des DLRG-Bezirks Duisburg ausfüllt, kann inzwischen Entwarnung geben. Dank eines Leihboots ist die Einsatzbereitschaft zumindest teilweise wieder hergestellt. Um die eigene Flotte aber wieder seetauglich zu machen, bedarf es finanzieller Hilfe. „Die ist in diesen Zeiten aber gar nicht so einfach zu finden“, weiß Flasbarth.
13.500 Euro müssen für Außenbordmotoren und Bootsreparaturen aufgetrieben werden. Erste Zusagen sind da, die Hoffnung auf eine schnelle Besserung entsprechend groß. Doch Flasbarth ist gedanklich bereits einen Schritt weiter: Er träumt von einer neuen, optimierten Wachstation für seine Ortsgruppe. Die soll am Hallenbad Toeppersee entstehen, so dass sich Fahrzeughalle, Schulungsräume, Trainingsgelände und Geschäftsstelle künftig unter einem Dach befinden würden. „Das kostet 220.000 Euro und ist daher höchstens mittelfristig zu realisieren“, hat Flasbarth einen Fünf-Jahres-Plan vor Augen. Schöne neue DLRG-Welt.
Doch der Ortsgruppen-Leiter weiß, wie wichtig es ist, den Mitgliedern etwas zu bieten. Denn ihre Zahl ist in Rheinhausen rückläufig. 2007 waren es laut Flasbarth noch 430, heute sind es 270 – darunter 25 Aktive in der Wachmannschaft. In der Ortsgruppe sind auch die fünf Rettungstaucher der DLRG in Duisburg angesiedelt. 60 Prozent aller Mitglieder dort sind unter 18 Jahren. „Uns fehlen ein paar von den finanzstarken Älteren“, sagt Flasbarth. Ja,ja – das liebe Geld. . .
DLRG betreut pro Jahr zehn Großveranstaltungen
Der 54-Jährige, der im Berufsalltag als Schreiner am Schlosstheater Moers arbeitet, engagiert sich seit 1977 in der DLRG. Seit 1988 bekleidet er das Spitzenamt im Verein. Ist es für ihn nicht ein Interessenkonflikt, als Vorsitzender in Rheinhausen auch erster Mann im Bezirk zu sein? „Der Bezirk ist nur eine Art Verwaltungsstelle, die vier Ortsgruppen genießen ein hohes Maß an Eigenverantwortung.“ In seiner Funktion versuche er immer, die Interessen aller zusammenzuführen. Früher sei die Konkurrenz unter den Ortsgruppen viel größer gewesen. „Wir arbeiten gut und konstruktiv zusammen“, so Flasbarth. Schließlich sei der Bezirk nicht irgendein theoretisches Konstrukt. „Der Bezirk, das sind wir alle!“
Das Einsatzgebiet der Rheinhausener bilden der Toeppersee, die Tegge, der Binsenteich und die Grünflächen drumherum. Das sind addiert 162 Hektar, davon 55 Wasserfläche. Pro Jahr betreut die Ortsgruppe zehn Großveranstaltungen, darunter Segel- oder Drachenbootregatten auf dem Toeppersee sowie diverse Wasserski- und Wasssersportevents. „Und wir haben ein Eisrettungsteam“, verblüfft Flasbarth.
Es war 1992, als auf dem zugefrorenen Toeppersee zwei Kinder einbrachen und starben. Als Reaktion darauf baute die DLRG im Jahr darauf so genannte „Eisretter“ – das sind 3,20 Meter lange Dielen, die mit Latten und Leinen verbunden werden. Mit ihnen können sich Helfer auch bei Eisstärken von zwei Zentimetern fortbewegen.
„Im Schnitt sind die Gewässer hier in jedem zweiten Winter zugefroren. Und obwohl das Eis schon seit 2007 von der Stadt nicht mehr zum Betreten freigegeben wird, gibt es immer wieder Leute, die es trotzdem tun“, weiß der Ortsgruppen-Leiter. An fünf strategisch günstigen Punkten rund um den Toeppersee werden die „Eisretter“ in der Frostperiode aufgestellt. Doch trotz ihrer großen Bedeutung für die Lebensrettung werden sie oft das Ziel von Beschädigung und Zerstörung.