Duisburg. Die alten Grundmauern des über 1000 Jahre alten Katharinenklosters in Duisburg konnten beim Tag des offenen Denkmals erstmals besichtigt werden. Allerdings hatte der Regen die Räume unter Wasser gesetzt. In der Bliersheimer Villenkolonie ist die „Rheinperle“ die Attraktion.
Auch unbequem kann schön sein. Am Tag des offenen Denkmals waren im Stadtgebiet acht „unbequeme“ Denkmäler zu besichtigen. Darunter auch Kellerräume, die über 1000 Jahre Duisburger Geschichte erzählen.
Oben nimmt das 21. Jahrhundert mit dem Stadtfenster Anlauf zum nächsten Neubau in der Innenstadt. Unten schlummert Geschichte, die vor gut 1000 Jahren ihre ersten Spuren hinterließ. Bei Ausgrabungsarbeiten für den Bau des Stadtfensters stießen Duisburgs Archäologen im Jahr 2012 relativ rasch auf Überreste alter Kellergebäude. „Die Ausgrabungen übertrafen alle Erwartungen“, erinnert sich Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz.
„Unbequeme“ Schönheit
Viele Besucher machten sich Sonntag bei Regenwetter auf in die acht Duisburger Denkmäler. Das Thema in diesem Jahr lautete: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale.“
Unbequem waren diese Orte aus unterschiedlichsten Gründen: Die evangelische Kirche in Duissern wurde 2004 geschlossen. Sie musste dringend saniert werden. Ein Investor nahm sich der Sache an und funktionierte sie zum Kolumbarium um.
Die Siedlung in Hüttenheim war in den 80er Jahren bereits vom Abriss bedroht. Ähnlich ging es den Bliersheimer Villen. Viele der Führungen und Ausstellungen in den alten Schmuckstücken waren sehr gut besucht. Die Führungen durch das Pumpwerk Schmidthorst und die Bliersheimer Villen waren bereits im Vorfeld komplett ausgebucht.
Der Tag des offenen Denkmals findet seit 1993 bundesweit am zweiten Sonntag im September statt. Mit jährlich über 4 Millionen Besuchern ist er eine der bedeutendsten Kulturveranstaltungen der Republik.
Schnell war klar, dass die alten Kellergebäude zum ehemaligen Katharinenkloster gehörten. Dort hatten sich ab 1300 Franziskanerinnen niedergelassen. In einem so genannten dritten Orden leben weltliche Frauen, die sich verpflichtet haben, den christlichen Idealen zu Folgen. Sie wurden von Mönchen des angrenzenden Franziskanerklosters unterstützt und angeleitet. In dem Bereich zwischen Beekstraße und Steinscher Gasse befanden sich damals zwei Ordenshäuser, eine Klosterkirche und ein stattlicher Garten.
Nach dem Orden kam die Uni
Nachdem der Orden 1637 geschlossen wurde, wurde 1655 an Ort und Stelle die Duisburger Universität mit vier Fakultäten eröffnet. Die Klosterkirche wurde kurzerhand zum Audimax umfunktioniert. Die feuerfesten Nebenräume waren ideal für eine Bibliothek. Aus den Ordensgebäuden wurden Professorenhäuser. Doch im 18. Jahrhundert wurde das Geld knapp. Die Ausstattung war mittlerweile veraltet und so zog die Uni 1818 nach Bonn. Diese geschichtsträchtige Stätte war am gestrigen Tage nun erstmals für Publikum zu sehen.
Eigentlich war auch eine Begehung der alten Gewölbe geplant. Diesem Vorhaben machte das Schmuddelwetter jedoch einen Strich durch die Rechnung. „Die Keller sind voller Wasser gelaufen. Zusammen mit der Elektronik ist es deshalb einfach zu gefährlich“, so Archäologe Platz. So blieb es für die Besucher nur bei einem Blick in die alten Gemäuer.
In den engen Räumen sind noch zwei Lichtschächte und ein Wandschrank, der damals vermutlich für Lebensmittelvorräte genutzt wurde, erhalten. Würde man dem langen Gang weiter folgen, träfe man auf ein Keller, der sogar noch älter als das Katharinenkloster ist. „Der Raum ist komplett mit Lehm eingedeckt. Sowas ist sehr selten und in Deutschland sonst nur bei einer Kapelle an einen ehemaligen Adelshof in Südhessen zu finden“, erläutert der Stadtarchäologe.
Die Keller sollen auch nach der Fertigstellung des Stadtfensters weiter zugänglich bleiben. Die Baupläne wurden extra geändert, so dass die Funde unter dem Betonboden weiter genutzt werden können. Die Geschichte dieser historischen Keller geht also weiter.
Glanz vergangener Zeit trifft Glamour der Gegenwart
Nur noch neun von ehemals 17 Villen zieren aktuell das Bild des Villenkolonie Bliersheim. Am hellsten strahlt auch heute noch die Villa „Rheinperle“, die ehemalige Direktorenvilla. Sie wurde aufwändig restauriert.
17 prächtige Villen und ein Beamtencasino gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch im Duisburger Westen. Erbaut im englischen Landhausstil waren sie für die höheren Beamten und leitenden Angestellten des Hüttenwerks Rheinhausen vorgesehen. Im Zentrum der herrschaftlichen Anwesen stand von jeher die Villa Rheinperle. In ihr residierten bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg die Direktoren des Hüttenwerks. Während an den Einzelhäusern für die Betriebsführer und den Doppelhäusern für die Betriebsassistenten deutlich sichtbar der Zahn der Zeit nagt, erstrahlt die Direktorenvilla in neuem Glanz.
Seit 2005 befasste sich Immobillienentwickler Marc Förste und sein Unternehmen Cubicom mit dem Schmuckkästchen in Rheinhausen und renovierte die Villa samt Kutscherhaus für über eine Million Euro. Seit März diesen Jahres fungiert sie nun als extravagante Eventlocation oder als Drehort für Musikvideos. Der Glanz vergangener Tage wurde in Glamour der Gegenwart umgewandelt. Prunkvolle Kronleuchter, edle Holzdielen und schicke Ledersessel prägen das Bild. „Wir haben versucht uns am Stil des Baujahres zu orientieren“, sagt Förste. Die zahlreichen Besucher sind vom geschmackvollen Interieur des Herrenhauses begeistert.
Ein Rundsofa in der ersten Etage des 700 Quadratmeter großen Hauses erzählt eine ganz besondere Story. Eben jenes Sofa war nämlich auch Sitzplatz für die Kandidaten von Jürgen von der Lippes WDR- Fernsehshow „Geld oder Liebe“.