Duisburg. .
„Andere sind reich – ich bin legendär.“ So lautete unlängst der Titel eines Interviews mit Blixa Bargeld, den man als Vater des deutschen Punk und New Wave eigentlich nicht mehr vorzustellen braucht. Der Frontmann der Kult-Band „Einstürzende Neubauten“ und Gitarrist von Nick Cave ist als Musiker, Autor, Schauspieler und Performance-Künstler sogar den Kunstfreunden ein Begriff, die auf keinen Fall in seine Konzerte gehen würden. Der längst internationale Star aus der Berliner Szene war am dritten Abend beim sehr lobenswerten Platzhirsch-Festival vor vollem Haus im Grammatikoff zu erleben. Dabei präsentierte sich Blixa Bargeld mit einem Solo-Programm und instrumentaler elektronischer Begleitung.
30 inspirierte Musiker
Ganz pünktlich und ganz ohne Star-Allüren betrat dann ein schon älterer Herr mit zerknittertem Anzug die Bühne, der ein wenig an den jungen Charles Bukowski erinnerte. Zunächst stellte der immer noch humorvolle Entertainer sein bescheidenes technisches Equipment vor, das ihn mit seinem Mikro nicht komplett allein lässt. Der Künstler plauderte zur sichtlichen Freude seines amüsierten Publikums von einem gleich folgenden Deal bei E-Bay, von einer alkoholreichen Reise nach Malmö ohne Konzert, sang lautstark von „Sprache im Tunnel“ und stöhnte dazu mit rauer Stimme.
Und dann gab es noch ein munteres Publikumsspielchen mit einem etwas rätselhaften Stück über den Sound des Sonnensystems. Viel Applaus für Blixa Bargeld, den die Hippies schon damals nicht mochten, der aber im Zeitalter der keimfreien Lounge-Klänge für erfrischende Anarchie sorgt.
Wer es jedoch eher jazzig liebt, der hatte als Besucher des vielseitigen und anspruchsvollen neuen Festivals zuvor die Gelegenheit, die Band „The Dorf“ bei ihrem Auftritt auf dem Dellplatz zu erleben. Dabei bewiesen Dirigent Jan Klare und seine rund 30 inspirierten Musiker, die im gemeinsamen Orchester einen wunderbar schrägen Big-Band-Sound garantieren, dass sie mit ihren gehaltvollen Improvisationen und Arrangements landesweit längst zu den interessantesten Avantgarde-Formationen zählen. So begeisterte das aufgeweckte Ensemble ein großes Publikum mit krachenden Bläser-Gewittern, dampfenden Grooves und einem wilden Sound mit Ecken und Kanten, der viele Besucher an die musikalischen Pioniere des Moerser Jazzfestivals erinnerte. Zur Band gehört auch Bassist Tim Isfort, der am letzten Abend des Festivals auch noch einmal sein Projekt „Myanmar meets Europe“ vorstellte. Möge der „Platzhirsch“ im nächsten Jahr wiederkommen.