Bochum. Hairstylisten bekommen seit dem 1. August in Westdeutschland mindestens 7,50 Euro in der Stunde. Im Osten liegt die Lohnuntergrenze bei 6,50 Euro. Kunden müssen jetzt mit Preissteigerungen rechnen - vor allem in Ostdeutschland. In Bochum ist die Lage entspannt.

Der Friseurberuf ist das Musterbeispiel für Billiglöhne. Seit dem 1. August soll damit Schluss sein. Der Mindestlohn ist da. Da der Lohn nach Angaben des Zentralverbandes Friseurhandwerks etwa die Hälfte der Friseurkosten ausmacht, müssen Kunden mit Preissteigerungen rechnen. Medien berichten von Erhöhungen um bis zu 25 Prozent. Wie ist die Situation in den über 300 Friseurbetrieben in Bochum?

Jörg Maffei, Inhaber des Friseursalons Honey-Hair, habe seinen Mitarbeitern schon vor der Einführung des Mindestlohnes mehr bezahlt – an die zehn Euro. „Durch niedrige Löhne ist die Fluktuation im Betrieb hoch. Mitarbeiter, die aber eine dreijährige Ausbildung gemacht haben, möchte ich halten“, erläutert Maffei. Honey-Hair nimmt für einen Damenschnitt nach wie vor 37 und für einen Herrenschnitt 26 Euro. Zu Friseuren mit Billigpreisen sagt Maffei: „Die müssen eine unheimlich hohe Taktfrequenz haben. Und das geht auf die Qualität.“

Mitarbeiter mit Bezahlung zufrieden

Dirk Wiethölter, Personalvorstand von Essanelle, zu der auch Ketten wie Supercut und Hairexpress gehören, berichtet von einer entspannten Lage in NRW: „Hier haben wir uns schon vorher an einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag gehalten.“ Die Mitarbeiter bekamen bisher 8 Euro in der Stunde. Wiethölter weist darauf hin, dass Preise regelmäßig moderat erhöht werden, „aber in Bochum in keinster Weise, wie derzeit im Osten Deutschlands.“

Eine Erhöhung gab es aber tatsächlich zum 1. August. Bei Filialen von Hairexpress kostet alles das gleiche: Und nun mit 14,50 einen Euro mehr als im vergangenen Monat. „Zufall“, meint Sabrina Rössel, Leiterin der Filiale in der Speicherstraße. Sie und ihre Mitarbeiter seien mit der Bezahlung schon immer zufrieden. Rössel: „Ich habe aber schon häufig von Bewerbern gehört, dass sie zuvor oft auf ihr Geld warten mussten oder gar nicht bezahlt wurden. Für die ist der Mindestlohn sicherlich sehr gut.“

Wohngeld beantragen?

Friseurmeister Torben Schwanke vom Afterwork-Friseur „Geht’s noch?!“ weiss noch, wie streng die Vorgaben damals bei einem Essanelle-Friseur waren. „Da gab es ein Provisionssystem, das vom Umsatz abhängig war“, erinnert er sich. Er habe sogar überlegt, Wohngeld zu beantragen, weil das Gehalt nicht reichte. Der neue Mindestlohn habe auf ihn jetzt aber ebenfalls keine Auswirkungen. Da er abends und nachts arbeitet, bekomme er sowieso ein besseres Gehalt.

Mustafa Yavuz vom Haarcenter Mustafa’s Palace in der Brückstraße sieht sein Geschäft im mittleren Preissegment. „Dass Konkurrenten zum Teil nur fünf Euro nehmen, ist nicht normal“, sagt er. Jetzt müsse es darum eigentlich auch einen einheitlichen Preis für das Schneiden geben.