Duisburg. Der Bericht über eine steigende Zahl der Infektionen mit dem gefährlichen Krankheitserreger MRSA in drei Duisburger Kliniken der Helios-Gruppe hat bei unseren Lesern heftige Reaktionen hervorgerufen. In Leserzuschriften berichten sie unter anderem von ihren eigenen Erfahrungen.
Die Berichterstattung über das Helios-Klinikum in Duisburg hat bei unseren Lesern eine große Resonanz hervorgerufen. Leider können wir nicht alle Briefe und Zuschriften mit den Erfahrungen unserer Leser unmittelbar veröffentlichen. Aus presserechtlichen Gründen sind wir dazu gezwungen, die Zuschriften vor Veröffentlichung zu sichten.
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Außerdem müssen wir zu einigen Schilderungen auch das Helios-Klinikum oder andere angesprochene Krankenhäuser um Stellungnahmen bitten, um den rechtlichen Anforderungen einer fairen Berichterstattung zu genügen.
Wir veröffentlichen deswegen hier zunächst nur einige, wenige Zuschriften und werden nach und nach weitere Erfahrungen unserer Leser an dieser Stelle publizieren. Trotz dieser Einschränkung möchten wir Sie dennoch ermuntern, uns Ihre Sicht der Dinge zu schildern. Wir gehen Ihren Hinweisen nach.
Sie haben auch Erfahrungen mit Helios oder anderen Kliniken im Ruhrgebiet? Bitte schildern Sie uns Ihre Erlebnisse per Mail. Sie können uns auch anynom kontaktieren oder anonym Unterlagen und Dokumente senden:
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Lesermeinung 1
"Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. Ich arbeite in einem Duisburger Krankentransportunternehmen und fahre mittlerweile fast 70% nur noch Infektionsfahrten. Hauptsächlich MRSA. Wir fahren täglich verschiedene der genannten Häuser an. Sehr oft muss ich mangelnde Hygienezustände feststellen.
Und dass nicht richtig isoliert ist. Man oft belächelt wird, wenn man mit Kittel, Mundschutz und Handschuhen da steht, um einen Patienten abzuholen. Oft werden wir durch Zufall (vom Patienten) darüber informiert, dass eine entsprechende Infektion vorliegt. Das Pflegepersonal hält sich ja auch nicht immer an Kittelpflege, geschweige denn die Ärzte. Wenn man täglich in diesen Häusern verkehrt, bekommt man so einiges mit.
Ich bemängele desweiteren, dass Patienten nicht vernünftig aufgeklärt werden. Wir bringen MRSA-Patienten nach Hause und sie sind nicht darüber aufgeklärt, wie sie sich zu verhalten haben. Wie man andere Familienmitglieder und Besucher schützt. Wir fahren sie isoliert nach Hause und sie gehen ohne Schutz einkaufen, fahren Straßenbahn?! Oder die Verwandschaft kommt zu Besuch…
Das alles kann nicht richtig sein und so braucht man sich nicht zu wundern."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 2
"Bezug nehmend auf Ihren Bericht "Hygiene im Krankenhaus" kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass in den Kliniken seit über zehn Jahren die Hygiene in Krankenhäusern nicht oder nur unzureichend beachtet wird. Schätzungsweise 40.000 (vierzigtausend!) Krankenhauspatienten im Jahr sterben nach wie vor nicht an ihrer primären Krankheit, sondern an MRSA-Keimen.
Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen berichten, da meine Frau in Essen am 30. April 2003 nach erfolgreicher Nierentransplantation an diesem Keim verstorben ist. Besonders tragisch ist dies, da mein Sohn die Niere gespendet hat (das WDR-TV hat mehrmals damals darüber berichtet). Nachdem meine Frau auf die Nephrologische Abteilung zur Nachsorge verlegt wurde begann die Tragödie. Ich kann Ihnen bestätigen, dass wir in Plastik verhüllt das Krankenzimmer betreten mussten, aber das Pflegepersonal oder die Ärzte, die von Zimmer zu Zimmer gehen, keine Schutzmaßnahmen ergriffen.
Noch unverständlicher, ja geradezu vorsätzlich, wurde das Essen vom Hilfspersonal in normaler Straßenkleidung gereicht. Nachdem meine Frau mehrmals auf die Intensivstation verlegt wurde und dort u. a. viele Blutplasma-Transfusionen bekam ist sie am MRSA-Keim verstorben.
Der damalige zuständige Klinikchef hat mir und meinem Sohn dies persönlich bestätigt. Wir waren geneigt eine Obduktion durchführen zu lassen und Anzeige gegen die Klinik zu erstatten wegen fahrlässiger Tötung. Wenn ich Ihren Bericht heute lese, kommt mir einiges hoch."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 3
"Sehr geehrte WAZ-Redaktion!
Als ich Ihren Artikel "Hygiene im Krankenhaus" las, hatte ich ein déjà-vu. Ich wohne in Dortmund-Husen. Vor knapp vier Jahren verstarb mein geliebter Vater an den "Folgen eines Schlaganfalls". Nur, was muss ein gestandener, 79-jähriger Mann fühlen, und jetzt komme ich auf das Wesentliche, wenn er eh schon geschwächt durch den "Schlag" auch noch literweise Durchfall über Tage hinweg verliert?
Ich habe den Eindruck in den letzten Jahren gewonnen, dass der NORO-Virus, natürlich nicht zu vergleichen mit dem MRSA, von den Kliniken als mittlerweile "dazugehöriges Problemchen" angesehen wird. Egal ob es meine zwei verstorbenen Tanten, mein Vater oder meine heißgeliebte Mutter ist. Jedes Mal ist dieser Durchfall im Spiel.
Vor ca. drei bis vier Jahren wurde noch über NORO ausführlich berichtet. Seit geraumer Zeit finde ich in Medien nichts mehr darüber. Sollte sich dieser gefährliche NORO-Virus bereits in unserer Krankenhauswelt etabliert haben?
Ich mache mir große Sorgen."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 4
"Wo Krankenhäuser sind, können Keime nicht weit sein. Das Problem hatten schon andere Ärzte - und ein Toter macht noch keinen Skandal.
Ich werde die Klinik weiterhin so betreten wie zuvor. Wer weiß, was Hygiene bedeutet, kann sich schützen. Bitte keine Panikmache wegen multiresistenter Keime - das Problem müsste wenn schon dann an der Wurzel angegangen werden: Bei der Gabe von Antibiotika in der Tierhaltung."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 5
"Vor knapp 15 Jahren habe ich meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht. Schon damals herrschten auf verschiedenen Stationen kaum haltbare hygienische Zustände. Vielmehr große Missstände. Das reichte von gespülten Einwegspritzen bis hin zu Monate alten Flaschen mit Kochsalzlösung, die für Inhalationen der Kinder benötigt wurden. Selbst auf der Frühgeborenen-Intensiv gab es vereinzelt Schwestern, die erst ein Kind wickelten und dann dem nächsten das Fläschchen gaben.
Es wundert mich also gar nicht, wenn solche Keime immer weiter verbreitet werden. Wenn man selbst im Krankenhaus gearbeitet hat, dann wird einem vieles bewusst, wie eine solche Verschleppung stattfinden kann."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 6
"Ich habe auch schlechte Erfahrung gemacht, was die Sauberkeit anbelangt. Mein Mann musste ins Krankenhaus in Schwelm. Wir wurden ins Zimmer gebracht: Das ist Ihr Bett. Was ich dann sah, war echt der Gipfel. Der Fußboden sehr verdreckt, die Wollmäuse tanzten Samba, die Rückseiten von Pflastern noch auf dem Boden. Beim Wischen wurde der Dreck nur von einer Seite auf die andere gewischt.
Aber der Höhepunkt ist: An dem Nachtschränkchen und auch im Kleiderschrank klebte noch das Blut vom vorigen Patienten. Ich habe dann die Hygiene angerufen und mich beschwert. Mir wurde dann versichert, es sofort zu beheben.
Am nächsten Tag war noch nichts passiert, im Gegenteil, es wurde noch nicht einmal sauber gemacht, sondern nur der Mülleimer ausgeleert. Daraufhin habe ich nochmal angerufen und gesagt: Sollte nicht sofort etwas passieren, schalte ich die Gesundheitsbehörde ein.
Dann wurde mal einigermaßen sauber gemacht und auch das Blut entfernt, das Nachtschränkchen ausgetauscht."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 7
"Traurig, dass die Krankenhäuser das immer noch nicht auf die Reihe bekommen mit dem MRSA-Keim. Die sollen sich alle mal Holland als Beispiel nehmen und einfach deren Hygienestandards(MRSA-Keim-Test bei Einlieferung) übernehmen. Sonst wird es immer schlimmer werden und gerade für ältere oder sehr schwache Leute ist dies dann meist das Todesurteil."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 8
"Ich würde mir wünschen, dass es durch die Medien eindeutig besser wird."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 9
"Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
ich habe diesbezüglich einen Artikel von der Redaktion Duisburg vom 31.05.2007 vorliegen,
in dem eine Frau den Verlust durch einen qualvollen Tod Ihres Mannes beklagt. Ihr Mann, Jahrgang 1938, ließ im November 2005 eine harmlose Schulterspiegelung vornehmen. Zwei Tage später war er todkrank, weil er sich dieses tödliche Bakterium holte. Diese Nachricht mit der Überschrift "Schreckgespenst geht um" hat vermutlich nicht dazu geführt, dass sowohl beim Krankenhausträger wie auch bei anderen Verantwortlichen umfangreiche Voruntersuchungen - ähnlich wie in unserem Nachbarland Holland - durchgeführt wurden. Das darf auf keinen Fall am Geld scheitern!
Wie meistens versuchen sich die Beteiligten herauszureden. Es wird alles getan um die Allgemeinheit bei Fragen und Vorwürfen mit lächerlichen Gründen - Urheberrechtsschutz u.a. – geschickt im Unklaren zu lassen. Hier hilft wahrscheinlich nur ein Musterprozess, in dem alle, aber auch alle Fakten der Öffentlichkeit und den armen Betroffenen offengelegt werden müssen.
Ich würde auch gerne wissen, wann der Krankenhaus-Hygieniker der Stadt Duisburg zuletzt in der Helios-Klinik in Hamborn diesbezügliche Untersuchungen durchgeführt hat und mit welchem Ergebnis? Die meisten immungeschwächten Menschen kommen nun mal in einem Krankenhaus zusammen. Deshalb gibt es dort auch ein Hygienemanagement, welches nach den Richtlinien des Robert-Koch-Institutes die Aufgaben wahrzunehmen hat. Hat dieses Management geschlampt?
Und wie oft wurde diese Abteilung vom Institut für Mikrobiologie in Düsseldorf kontrolliert und mit welchem Ergebnis?
Fragen über Fragen, die offen sind und einer Beantwortung dringend bedürfen!"
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 10
"Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag in der Samstagsausgabe der WAZ gelesen. Tatsächlich handelt es sich nicht um einen Einzelfall in den Kliniken in und rund um Duisburg. Ich selber habe bei diversen Krankenhausaufenthalten meines Großvaters (welcher im Mai diesen Jahres leider verstorben ist) erschreckende bis gravierende Fehler, nicht nur im Bereich der Hygiene sondern auch im Allgemeinen feststellen können/müssen.
Diverse Beobachtungen lassen mich heute noch die Luft anhalten!
Reinigungspersonal aus einem OP-Komplex geht in Funktionskleidung, geschützt von einem offen getragenen weißen Kittel, auf dem Balkon rauchen, betritt den OP-Bereich und streift nur den weißen Kittel ab. Knapp eine halbe Stunde später treffe ich die gleiche Reinigungskraft auf dem Balkon wieder und muss feststellen, dass die Funktionskleidung nicht gewechselt wurde, da sich am Kragen immer noch ein Loch befand, welches mir bereits vorher aufgefallen war. Erschreckender: Auch die Schuhe wurden im Bereich der Schleuse nicht gewechselt. (Krankenhaus im Duisburger Süden)
Pflegepersonal betritt ein Zimmer, bittet die Angehörigen nicht heraus und sichtet einen anderen Patienten offensichtlich mit einer Pilzerkrankung an den Hoden. Pflegekraft „nimmt“ (Handschuhe getragen) die Hoden in die Hand, äußert, dass es nicht gut aussieht und packt ohne Desinfektionsmaßnahmen die Türklinke des Zimmers an, um im Stationszimmer eine Salbe zu holen. (Krankenhaus im Duisburger Süden)
Mein Großvater infizierte sich in Folge (nachweislich) an einem ESBL-Keim (Krankenhaus im Duisburger Norden). Dieser wurde offensichtlich bei Anlage eines BDK auf der Intensivstation in Folge eines akuten Myokardinfarkt in den Körper eingeschleppt. Nach einer abenteuerlichen Verlegung (welche ich nicht in Schrift wiedergeben kann) in ein Krankenhaus im Duisburger Süden wurde der Großvater nach fünf Tagen Aufenthalt in einem Vier-Bett-Zimmer bei bestehendem ESBL in der Blase isoliert. Auf die Frage hin, warum der direkte Zimmernachbar nicht isoliert wurde, bekamen wir die Antwort, dass der Patient ja schon seit fünf Tagen mit dem Opa zusammen liegt und die Infektion wahrscheinlich auch schon habe. Mysteriös: Besuch zu meinem Großvater: Vollschutz (Kittel, Überschuhe, Mundschutz, Kopfhaube und Handschuhe). Pflegepersonal brachte das Essen oder notwendige Medikamente ohne Schutzkleidung.
Beispiele habe ich in dieser Angelegenheit noch einige viele – leider."
(Name der Redaktion bekannt)
Lesermeinung 11
"Ein Schweinetransport wird in Deutschland anscheinend strenger bewacht als unsere Krankenhäuser."
(Name der Redaktion bekannt)