Duisburg. . Weil der Bezahlsender „Sky“ seine Preise für Sportübertragungen in Kneipen erhöht hat, zeigen ihm einige Wirte in Duisburg die rote Karte und kündigen. Sie fürchten, die Mehrkosten nicht mehr stemmen zu können. Auch der Brachenverband Dehoga wettert gegen das Unternehmen.
Nicht nur sein Bier, auch Dirk Hübertzm schäumt – vor Ärger. Zum dritten Mal seitdem der „Zum Hübi“-Wirt „Sky“-Abonnent ist, hat der Bezahlsender seine Preise erhöht. Jetzt zieht der Duisburger die Konsequenzen und den Stecker. Er hat das Sky-Abo für seine Kneipe gekündigt.
Der Preis stieg Jahr um Jahr, immer in kleinen Schritten. Rund 3200 Euro zahlte der Wirt Hübertz zuletzt jährlich, um in seiner kleinen Kneipe Fußballspiele zeigen zu dürfen. Jetzt sollte er erneut gut zehn Prozent mehr zahlen. Vor ein paar Wochen flatterte der Brief auf den Tisch. Für Hübertz war die Schmerzgrenze erreicht. „Mir geht es nicht nur um das Geld“, sagt der Duisburger. „Aber irgendwann ist einfach mal Feierabend. Ich muss doch nicht alles mitmachen.“
Die jüngsten Preisänderungen machen nicht nur Hübertz wütend, denn für viele Wirte wird es ab September teils richtig teuer. „Wir sind natürlich tierisch begeistert“, ätzt auch Marc Weber vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband gegen die Gebührenerhöhung. Aus Sicht des Vorsitzenden der Dehoga-Kreisgruppe Duisburg nutzt der Bezahlsender seine Monopolstellung bei den Übertragungsrechten gnadenlos aus.
Sportaffinität kostet extra
Bislang berechnete Sky seine Preise anhand der Quadratmeterzahl der Gaststätte, nun berücksichtigt das Münchner Unternehmen auch drei neue Faktoren: Kaufkraft, Bevölkerungsdichte und Sportaffinität. Was genau unter „Sportaffinität“ zu verstehen ist und wie sie berechnet wird, erklärt der Sender nicht. Gerade in den Ruhrgebietsstädten schlägt der Faktor aber stark zu Buche.
Dehoga-Mann Weber hat schon von Preissteigerungen von 80 oder gar 100 Prozent gehört. „Nach dem Nichtraucherschutzgesetz ist das nun der zweite Schlag gegen die Kneipen“, wettert er. Einige Kneipiers könnten es sich nun schlicht nicht mehr leisten die Fußballspiele auszustrahlen. Einige hätten schon, wie Hübertz, von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht.
Ins gleiche Horn stößt auch Sebastian Schwenk. „Mehrere hundert Euro an Zusatzkosten – und zwar monatlich“, befürchtet der Betreiber von „Gramatikoff“ und „Steinbruch“. „Das wird Konsequenzen haben“, sagt er. Noch stehen zwar Verhandlungen aus, ein Hauptargument des Bezahlsenders kann Schwenk aber schon jetzt entkräften. Sky hatte in Mitteilungen stets behauptet, mit seinem Angebot ordentlich Gäste in die Kneipen zu locken und die Kassen klingeln zu lassen. Stimmt so gar nicht, meint Schwenk. „Klar ist das eine gute Werbung und ich will meinen Gästen auch etwas bieten, aber meist decken die zusätzlichen Einnahmen gerade einmal die Kosten.“ Bis nämlich Abo-Gebühren und die Miete für die Empfangsgeräte bezahlt sind, muss so manches Pils aus dem Zapfhahn fließen. Nur Spitzenspiele bringen wirklich Gäste und Geld.
Lohnt sich das überhaupt?
Sky versucht unterdessen den Ball flach zu halten. Die Preissteigerungen seien unterschiedlich, extreme Sprünge oder gar Verdopplungen aber nur Einzelfälle. Und: „Es gibt auch Tausende Gastwirte, die künftig weniger zahlen“, erklärt das Unternehmen und bezieht sich auf unbestimmte ländliche Regionen ohne Bundesligavereine. Davon haben Duisburgs Wirte und Fans freilich wenig.
Ein bisschen hofft Marc Weber vom Dehoga darauf, dass möglichst viele Kneipen harte Konsequenzen aus der Preiserhöhung ziehen und ihr Abo kündigen. Dann hätte man ein gutes Druckmittel für Verhandlungen. Aber auch in diesem Punkt sucht Sky zu beschwichtigen: Die Zahl der Kündigungen sei überschaubar, heißt es. Tatsächlich sind die Änderungen aber auch noch gar nicht überall aufgefallen. Sie wüssten nichts von neuen Tarifen, erklären gleich mehrere Duisburger Wirte.
Dirk Hübertz ist froh, seine Kündigung rechtzeitig abgeschickt zu haben. Seine Entscheidung bereut er nicht. „Wenn Sky wenigstens noch die dritte Bundesliga übertragen würde”, sagt der Wirt wehleidig. Denn da spielt der MSV Duisburg bekanntlich in dieser Saison. Auch weil die Zebras nun nicht mehr im Bezahl-Fernsehen laufen, behält der Wirt die Gebühren lieber in der eigenen Kasse. Was Hübertz wirklich bedauert: Mit den Fußballspielen geht auch viel Atmosphäre verloren. „Wir haben hier immer ordentlich gelacht“, sagt er und tröstet sich mit dem Gedanken, das die MSV-Spiele auch im Internet gezeigt werden.