Duisburg. .
Wut, Trauer, Zorn, Resignation: In der Belegschaft von Elastoform Polstermöbel in Rheinhausen brodelt derzeit ein gefährlicher Gefühlscocktail.
Etwa 200 Mitarbeiter des traditionsreichen Familienunternehmens, dessen Geschäftsführer Gerd Axel Brinkel im Mai einen Insolvenzantrag gestellt hat, kämpfen mit Herzblut um den Erhalt des Standortes an der Hochstraße. An ihrer Seite stehen rund 20 weitere Kräfte von Brinkel Logistik, die von einer Schließung ebenfalls betroffen wären. Gemeinsam laden sie am Montag alle Duisburger Bürger zu einer Kundgebung auf der Wiese Asterlager Straße/Ecke Hochstraße ein. Ab 9 Uhr wollen die Beschäftigten dort die Öffentlichkeit auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen.
„Wir fühlen uns getäuscht“, reden die Betriebsräte Jürgen Korte (Vorsitzender) und Wilfried Siewior (Stellvertreter) Klartext. „Herr Brinkel hat uns jahrelang in großen Reden versichert: Ich stehe zum Standort Duisburg! Jetzt soll er sein Wort auch halten.“
Ivestoren sehen keine Perspektive
Die Skepsis ist derzeit riesig, weil Insolvenzverwalter Horst Piepenburg am 4. Juli erklärt hatte, dass die Verkaufsgespräche mit Investoren gezeigt hätten, dass sie für Duisburg als Produktionsstandort keine langfristige Perspektive mehr sehen. Soll heißen: Die Schließung droht. „Künftig soll die Produktion zu Tochterfirmen in der Slowakei und nach Polen ausgelagert werden – aus Kostengründen“, sagt Petra Ahl, die zuständige Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Duisburg-Dinslaken.
Der 1. Bevollmächtigte Jürgen Dzudzek fügt hinzu: „Das Unternehmen kriselte schon länger. Es ist aber noch zu retten, wenn Herr Brink bereit wäre, Privatgeld zu investieren.“ Möglich sei auch der Verkauf an einen Fremdinvestor. „Dann müssten aber alle Beteiligte darauf drängen, dass der Standort Duisburg erhalten bleibt.“
Firma wurde 1919 gegründet
Elastoform Polstermöbel wurde 1919 gegründet und wird nun in vierter Generation von Gerd Axel Brinkel geführt. Er folgte 1998 seinem inzwischen verstorbenen Vater Gerd. Damals hatte das Traditionsunternehmen noch 740 Mitarbeiter. Heute sind es nur noch 196. „Wir haben in den all den Jahren etliche Sanierungsmaßnahmen über uns ergehen lassen – diverse Entlassungswellen inklusive.
Zudem haben wir immer wieder Zugeständnisse gemacht, als Weihnachts- und Urlaubsgeld gekürzt wurden oder wir Mehrarbeit akzeptierten – und als Dank droht jetzt das Aus“, sagt Betriebsrat Korte. Er bezeichnet die Entwicklung der vergangenen Monate als „Insolvenz ohne Not und wegen eigener Fehler.“ Am Team lag’s nicht: Ein Unternehmensberater hat 2009 und 2011 bestätigt, dass die Belegschaft hervorragend arbeite.