Duisburg. Versuchten Totschlag wirft die Staatsanwaltschaft einem 56-jährigem Duisburger vor, der im Februar seine Frau mit einem Messer attackiert hat. Der Betrunkene hatte zur Tatzeit rund 3,5 Promille Alkohol im Blut und verletzte sein Opfer mit zwei Stichen in Bauch und Achsel schwer.
Es muss eine Szene wie in einem düsteren Krimi gewesen sein: Verzweifelt versuchte eine 54-jährige Frau am Nachmittag des 9. Februar ihrem Ehemann zu entkommen. Mit einem Messer mit 18 Zentimeter Klingenlänge in der Hand jagte der sie durch die eheliche Wohnung in Beeck. Nachdem sie durch zwei Stiche schwer verletzt worden war, konnte sich die Frau schließlich zu einer Nachbarin retten. Der 56-jährige Ehemann steht seit Mittwoch vor dem Landgericht.
Die Anklage wirft ihm versuchten Totschlag vor. Allerdings geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Deutsch-Pole im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit handelte: Zur Tatzeit hatte er rund 3,5 Promille Alkohol im Blut.
Ehefrau über das Internet kennen gelernt
Er habe seine Ehefrau vor vier Jahren über das Internet kennen gelernt, berichtete der 56-Jährige vor dem Schwurgericht. Nach zwei Jahren, in denen sie ihn in Duisburg, er sie in Polen besuchte, habe man geheiratet. „Am Anfang war alles gut.“ Doch dann habe seine Frau ihm öfter Vorwürfe gemacht, weil er arbeitslos war. „Sie trank immer öfter sehr viel.“ Und wenn sie betrunken war, habe sie wegen Kleinigkeiten Streit angefangen.
So sei es auch am Tattag gewesen. Um dem Streit aus dem Wege zu gehen, habe er die 44 Quadratmeter große Wohnung verlassen und sich in seinen Bastelkeller verzogen. Dort habe er etwa zwei Flaschen Wodka getrunken. „Ab da weiß ich nicht mehr viel.“ Er könne sich schemenhaft erinnern, dass seine Frau vor ihm flüchtete, er einen Tisch umwarf. „Ich war wütend, aber ich wollte sie nicht töten“, hatte der 56-Jährige kurz nach seiner Festnahme der Polizei gesagt.
"Dann ging er plötzlich mit dem Messer auf mich los"
Die Zeugin berichtete unter Tränen, ihr Mann habe irgendwann im Wohnzimmer gesessen und Selbstgespräche geführt. „Dann ging er plötzlich mit dem Messer auf mich los.“ Sie flüchtete zunächst ins Schlafzimmer, versuchte die Tür zuzudrücken. „Da habe ich den Stich im Bauch gespürt.“ Irgendwie sei es ihr schließlich gelungen, aus der Wohnung zu kommen. Dass der Angreifer sie auch in der Achselhöhle getroffen hatte, habe sie erst später bemerkt.
Das Verfahren soll Ende kommender Woche abgeschlossen werden. Zum Auftakt hatten die Verfahrensbeteiligten eine Vereinbarung getroffen, laut der der Angeklagte im Falle eines Geständnisses eine Strafe zwischen fünf Jahren und fünf Jahren und neun Monaten zu erwarten hat .