Duisburg. Ein Familienstreit soll der tödlichen Messerattacke zuvorgegangen sein, bei der am Mittwoch ein Mann in Duisburg ums Leben gekommen ist. Das Opfer versuchte wohl, so die Schilderung des Staatsanwalts, seine Schwester vor ihrem Ehemann zu schützen. Er wurde mit zwei Messerstichen getötet.
Auch am Morgen danach gibt es nur ein Gesprächsthema unter den Anwohnern der Stettiner Straße in Rumeln: die Bluttat vom Mittwochnachmittag, die sich auf einem Parkstreifen vor dem Mehrfamilienhaus mit der Nummer 9 ereignete. Hier erlitt ein 39-jähriger Mann aus Neuwied in Rheinland-Pfalz tödliche Verletzungen.
Der Täter war sein 30-jähriger Schwager, der in den letzten Jahren mit Frau und inzwischen vier Kindern – das jüngste ist erst wenige Wochen alt – eine der vier Wohnungen dieses Hauses bewohnte, inzwischen aber bereits in Trennung lebte. Er soll laut bisherigen Ermittlungen der Kriminalpolizei seinen Verwandten im Streit zwei Stichwunden mit einem Einhandmesser zugefügt haben. Eine in den Rücken, die andere in den Brustkorb. Dabei erlitt das Opfer eine Herzverletzung, die zum Tode führte. Das ergab die Obduktion der Leiche.
Frau wollte den Mann endgültig verlassen
Nach Darstellung von Polizei und Staatsanwaltschaft handelt es sich beim Tatmotiv um eine Familienstreitigkeit, die eskalierte: Die Ehefrau (26) wollte mit den Kindern endgültig ihren Mann verlassen. Der 30-Jährige soll sie – so hatte es in der Nachbarschaft die Runde gemacht – zuvor geschlagen haben. Der Mittwoch war der Tag ihres geplanten Auszugs. Sowohl der Mann, dessen Schwestern laut Polizei mit am Tatort erschienen, als auch die Frau hatten einige Verwandte benachrichtigt, um jeweils Unterstützung en – darunter auch ihren Bruder (39) aus Neuwied. Gegen 15.15 Uhr ereignete sich dann die Bluttat.
„Ich habe zunächst nur laute Stimmen gehört. Als ich mit meinem Hund dann vor die Tür gegangen bin, lag da ein Mann am Boden. Um ihn herum standen etwa 15 bis 20 Personen, die lautstark aufeinander einredeten“, erzählt eine Nachbarin (40), die auf der anderen Straßenseite lebt. „Wir haben mit Freunden vor den Garagen Fußball gespielt, als wir plötzlich Geschrei hörten“, schildert Tarik Dal seine Erinnerungen.
Haftbefehl wegen Totschlags erlassen
Der 15-jährige Anwohner rannte sofort zur Straße. Er sah, wie ein Mann am Boden lag und ein anderer ein Tuch oder ein Kissen auf die blutende Wunde des Opfers presste. Er zählte auch zu jenen, die per Handy den Notruf anwählten. Ein Nachbar, der im selben Haus direkt über der Familie lebt, berichtete nur, dass es in letzter Zeit öfter Streit zwischen den Eheleuten gegeben habe. Das sei zu hören gewesen. Ansonsten hätte er keinen Kontakt zu dieser Familie gehabt.
„Ich lebe jetzt seit 50 Jahren hier. Bislang ist noch nie etwas Schlimmes passiert – und jetzt so etwas“, sagt Inge Kaul kopfschüttelnd. Auch die 77-Jährige, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tatort lebt, kannte die Familie nur vom Sehen. Die Frau sei ein sehr ruhiger Typ gewesen. „Man hat sich gegrüßt, mehr nicht.“
Der zuständige Richter erließ am Donnerstag Haftbefehl wegen Totschlags.