Duisburg. Rund eine halbe Million Euro wert sind die Titanplatten, die Metalldiebe am Wochenende von einem Firmengelände in Duisburg gestohlen haben. Zeugen hatten den Diebstahl bemerkt, nahmen die Verfolgung auf. Die Polizei nahm zwei Briten fest und stellte den Lkw mit der 1,5 Tonnen schweren Beute sicher.

Das nennt man wohl Abräumen im großen Stil: Mit Titanplatten im Wert von rund einer halben Million Euro und einem Gewicht von 1,5 Tonnen wollten zwei Metalldiebe ein dickes Geschäft machen. Vergangenen Freitag gegen 14.20 Uhr hatten sie das Edelmetall von einem Firmengelände an der Vohwinkelstraße in Meiderich mit einem Lkw abtransportiert, nachdem sie sich mit der Geschichte, sie müssten das Metall für einen Magnet-Test abholen, Zugang zum Gelände verschafft hatten. Weil ihnen nicht jeder, dem sie bei ihrem Beutezug die Story auftischten, glaubte, konnte die alarmierte Polizei die beiden Briten (24 und 34 Jahre alt) in Homberg festnehmen. Sie sitzen nun in Haft.

Metalldiebstahl in Kriminalstatistik nicht gesondert ausgewiesen

Metalldiebstahl ist ein lukratives Geschäft und erfreut sich augenscheinlich auch in Duisburg zunehmender Beliebtheit. „Das ist so“, bestätigt Polizeisprecher Ramon Van der Maat gegenüber der Redaktion. „Als ich vor fünf Jahren hier anfing, war das kein großes Thema. Seit zwei Jahren gibt es einen deutlichen Anstieg.“

Mit Zahlen belegen kann Van der Maat seine Aussage indes nicht, denn Metalldiebstahl wird in der Kriminalstatistik nicht gesondert ausgewiesen. „Das gestaltet sich auch etwas schwierig“, begründet Van der Maat. „Wenn Bronzestatuen entwendet werden, wie das in Duisburg vorgekommen ist, ist das jetzt Kunstraub oder Metallklau? Ähnlich uneindeutig ist die Sache, wenn Brückengeländer zersägt werden oder auf Friedhöfen Grablampen verschwinden.“ Eine zweifelsfreie Entscheidung, ob es sich dabei um gezielten Metalldiebstahl handelt, sei oft nicht möglich, wenn der oder die Täter nicht gefasst würden

Organisierte Kriminalität

Leichter sei da in eindeutigen Fällen schon die Zuordnung, ob es sich um organisierte Kriminalität oder Gelegenheitsdiebstahl handelt. Der Titanklau der beiden Briten am vergangenen Freitag mache eher den Eindruck, dass organisierte Kriminalität dahinter steckt, beim Gullydieb, den die Polizei in Moers festnahm, hingegen wohl kaum. Van der Maat: „Man hat auch genügend Täter, die das klein geschnittene Kupferkabel, oder aus Abbruchhäusern geklaute Altmetallteile mit dem Handkarren abtransportieren.“

Und wo wird man das Zeug los? „Wir haben uns auch gefragt, welcher Schrotthändler noch Gullydeckel nimmt? Seriöse Händler jedenfalls nicht. Die nehmen noch nicht mal mehr klein geschnittene neue Kabel an.“ Aber es finde sich immer jemand, der das Zeug kauft. „Die müssen das ja nicht in Duisburg verkaufen. Bei dem Wert, den die Titanplatten hatten, lohnt es sogar, die Beute nach England zu transportieren und dort loszuschlagen.“

Heiße Ware wird oft in europäischen Nachbarländern abgesetzt

Auch andere europäische Länder würden Metalldieben als Absatzmarkt dienen. Etwa osteuropäische Länder, aber auch die Niederlande. Mit einem solchen Fall ist derzeit das hiesige Landgericht befasst. Vor dem muss sich ein 39-jähriger Rumäne wegen gewerbsmäßigen Bandendiebstahls verantworten. 16 Fälle werden ihm und seinen zum Teil schon verurteilten Komplizen zur Last gelegt, unter anderem den Diebstahl von 12 Schiffsschrauben bei einem Schiffsausstatter in Meiderich. Insgesamt sollen bei den Taten Metall, insbesondere Kupferplatten und -kabel im Wert von 250.000 Euro erbeutet worden sein.

Der Prozess, der Anfang Juli fortgesetzt wird, machte auch deutlich, wohin manche Reise mit der geklauten Ware ging: In Oberhausen gestohlene Kupferplatten im Wert von 43.000 Euro, verkaufte die Bande für 24.000 Euro - in Venlo.