Duisburg. .
Wer auf dem Weg zum Lehmbruck-Museum die „Kniende“ links liegen lässt, hat zwei Fehler auf einmal gemacht. Erstens sollte man die Gelegenheit nutzen, eine der prominentesten Duisburgerinnen kennenzulernen, zweitens handelt es sich bei dem Kunstwerk vorm Museum um die „Kniende Figur“ von Toni Stadler.
Lehmbrucks Werk musste nämlich umziehen ins Museums-Innere, bevor Metalldiebe Hand an die „Kniende“ legen konnten. Aber in schlechter Gesellschaft ist sie nun keineswegs, denn das Lehmbruck-Museum ist geradezu eine Hort Lehmbruckscher Werke.
Einer der bedeutendsten Bildhauer
Der Künstler selbst, Wilhelm mit Vornamen, wurde 1881 in Meiderich als viertes Kind einer Bergarbeiterfamilie geboren. Als er sich 1919 in Berlin das Leben nahm, war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, galt damals und gilt noch heute als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer. Sein Grab findet sich auf dem Waldfriedhof in Wanheimerort.
Und seine Skulpturen wurden schon früh in Duisburg gesammelt. Ein Teil der Sammlung ging verloren, als die NS-Barbaren sich den Kampf gegen „entartete Kunst“ auf die Fahnen schrieben, aber heute kann das Museum auf einen Bestand von über 1000 Lehmbruck-Werken verweisen. Längst aber ist das Haus zu einem Hort renommierter Skulptur geworden, ergänzt durch Malerei des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts. Prädikat: absolut sehens- und besuchenswert.
„Typus einer stützenlosen Halle“
Auf den Namen Lehmbruck stoßen wir im Zusammenhang mit dem Museum erneut. Denn als es in den 60er Jahren um den Neubau eines adäquaten Domizils für so einzigartige Kunst ging, konnte Manfred Lehmbruck als Architekt gewonnen werden. Dem ausgewiesene Fachmann für Museumsbauten und Sohn des Künstlers gelang vor allem mit der verglasten Kunst-Halle parallel zur Düsseldorfer Straße ein Geniestreich: „An ihren fünf eingespannten Rechteckrahmen erscheint der große Ausstellungsraum regelrecht aufgehängt“, schwärmen die städtischen Denkmalschützer, die den Gebäudekomplex schon längst in ihre Obhut genommen haben.
Mit dieser Konstruktion habe Lehmbruck den auf Mies van der Rohe zurückgehenden „Typus einer stützenlosen Halle“ in Deutschland eingeführt.
In den Jahren 1959 bis 1964 entstanden die ersten beiden Bauabschnitte des Museums, unter anderem auch der Lehmbruck-Trakt. In den Denkmalakten ist dazu eine Erläuterung des Architekten hinterlegt: „Die Baumaterialien beschränken sich auf die wenigen Stoffe, aus denen auch der Bildhauer seine Welt schafft: Beton, Stein, Sand, etwas Stahl und Holz.“
Zusammen mit Klaus Hänsch schuf der Künstlersohn 1987 auch noch einen dritten Bauabschnitt.