Duisburg. . Nicht nur der Berliner Flughafen hat Verspätung: Nach erheblichen technischen Problemen ist in dieser Woche erstmals der neue Kraftwerksblock in Duisburg-Walsum ans Netz gegangen. Im April war der Probe-Betrieb gestartet. Die Inbetriebnahme war usprünglich für 2010 geplant.

Mit dreijähriger Verspätung hat der neue Walsumer Kraftwerkblock 10 am Montag erstmals Strom produziert. Der wurde auch gleich ins Netz eingespeist.

Erleichterung macht sich beim Betreiber Steag breit, dass Turbinen-Hersteller Hitachi endlich grünes Licht gegeben hat. Schließlich handelt es sich bei der Turbine neben der Brennkammer um das Herzstück der Anlage.

Kohle kommt über den Rhein

Wie berichtet, durfte das Triebwerk wegen Problemen an ähnlichen Stromerzeugern in Japan noch nicht in den Dampfkreislauf eingebunden werden. Der Produzent wollte erst prüfen, ob das in Walsum installierte auch tatsächlich gestartet werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Bereits vor drei Jahren gab es Schwierigkeiten mit der Turbine: Im Erprobungsbetrieb waren ungewöhnliche Schwingungen festgestellt worden. Deshalb wurde sie während der umfangreichen Arbeiten am Kessel, in dem es bekanntlich mehrere Tausend undichte Schweißnähte gab, ausgebaut und in Berlin nachgewuchtet.

„Inzwischen hat Hitachi den Erprobungsbetrieb unter Einbeziehung der Turbine ohne Lastbeschränkung freigegeben“, sagt Wolfgang Konrad von der Steag. „Die erste Stromeinspeisung erfolgte mit einer Leistung von 175 Megawatt.“

„Bisher läuft alles ordentlich auf Kurs“

Im Laufe der nächsten drei Monate wird die Leistung nach und nach immer weiter hochgefahren, bis zum Maximum, das bei 750 Megawatt liegt. Eine mehrmonatige Erprobungsphase sei etwas völlig Normales, so Konrad: „Ein Kraftwerk ist eine technisch komplizierte Anlage, die sich nicht so einfach in Betrieb nehmen lässt wie ein neues Auto.“ Trotzdem ist der Fachmann optimistisch: „Bisher läuft alles ordentlich auf Kurs.“

Wenn keine neuen Probleme auftreten, wird mit der kommerziellen Stromerzeugung im Oktober dieses Jahres begonnen. Derzeit liefert die Anlage wegen der anstehenden Tests noch keine konstant gleichen Mengen, ähnlich wie eine Wind- oder Solaranlage.

Herkömmliche Technik verwendet

Als im Jahr 2006 der Grundstein für den neuen Walsumer Kraftwerkblock gelegt wurde, bejubelten die Betreiber, aber auch Politiker die neue Technik: Sie habe wegen der Verwendung neuartiger Stähle, die größere Belastungen aushalten sollten, einen wesentlich höheren Wirkungsgrad und sei damit weniger umweltbelastend.

Vom „ersten Kraftwerk der neuen Generation in Deutschland“ war die Rede“, das 2010 hätte in Betrieb gehen sollen. Doch dann kam alles anders. Der neue Stahl taugte nicht, musste komplett ausgetauscht werden. Nun arbeitet der Block mit herkömmlicher Technik, soll aber trotzdem die angekündigte Effizienz haben.