Neuenkamp. .

Deichschutz und Baumschutz gehen nicht zusammen – soviel ist seit der Aufregung um die gerodeten Bäume auf dem Deichabschnitt in Neuenkamp klar.

Duisport hat seinen Teil der Arbeit schon erledigt und dabei für mächtig Unruhe gesorgt, da die Anwohner erst nach Beginn der Baumfällungen informiert wurden. Schnell war klar: Auch die Stadt, die für den Abschnitt bis zur Rhein-Orange zuständig ist, muss den Schutz in den nächsten Jahren sanieren. In einer SPD-Versammlung in Neuenkamp erläuterte Waldemar Kesicki, zuständig für Hochwasserschutz, was auf die Stadt möglicherweise zukommen könnte. Und: Es werden weitere Bäume weichen müssen.

Ein Drittel des Bewuchses soll fallen

„Eigentlich dürfen auf einem Deich gar keine Bäume stehen“, betont Kesicki. „Stimmt, in Norddeutschland hat man immer freie Sicht“, bestätigt Manfred Osenger. Wobei die Bauminseln auf den Wiesen, die beispielsweise von den Schäfern genutzt werden, gar kein größeres Problem darstellen. Sollte es wirklich einmal wieder Hochwasser geben, würden diese Pflanzen einfach weggeschwemmt.

Auf und hinter dem Deich, zur Landseite, ist die Situation allerdings eine andere. Ein Drittel des Bewuchses soll demnächst gefällt werden. Dies ist nötig, um einen Deichverteidigungsweg zu schaffen, den die Bezirksregierung der Stadt auferlegt hat. Die Büsche und Bäume stören die Einsicht auf den Deich – die ist wichtig, um Hochwasser zu beobachten. „Je nachdem wie tief die Wurzeln liegen, können dadurch Löcher bis vier Meter Tiefe entstehen, die neu verfüllt werden müssen“, beschreibt Kesicki. Um den Verteidigungsweg anzulegen, wird neues Material nötig sein. Dies muss die Last von Sandsäcken tragen können und befahrbar sein. „Vielleicht werden wir den Weg nicht so befestigen wie die anderen, aber er wird seinen Zweck erfüllen.

Kosten zwischen 20 und 70 Millionen Euro

Normalerweise muss ein Deich rund 100 Jahre Stand halten, bevor er erneuert wird. Zuletzt wurden sie in Neuenkamp in den 60er Jahren verbreitert. Und da gibt es nun ein neues Problem. Um den Deich zu verbreitern, hat man Hausmüll mit verbuddelt. Bei einer Begehung haben Fachleute festgestellt: es mieft.

Nun muss untersucht werden, ob damals tatsächlich nur Hausmüll verwendet wurde. Zwischen 20 und 70 Millionen Euro könnte die Stadt eine Sanierung kosten – je nachdem, ob man den Müll abtragen und den Deich neu verfüllen muss. Die Bezirksregierung, die für die Deichaufsicht zuständig ist, und das Land beteiligen sich nur, wenn nach dem aktuellen Stand der Technik gearbeitet wird. Ob dazu das Geld reicht, ist fraglich. Derzeit wird geprüft und beraten, was geeignete Maßnahmen wären. Baubeginn ist nicht vor 2018.

Duisport will Ersatz schaffen

Wie es denn mit Ersatzpflanzungen für die Bäume aussehe, wollten die Bürger wissen – denn darum ging es ihnen ja in erster Linie. Duisport hatte angekündigt neue Pappeln am Butterweg zu setzen. Bisher hat man bei der Stadt noch nicht über das Thema nachgedacht. „Wenn die Bäume eigentlich illegal gepflanzt wurden und nicht vorgehen waren, dann wird es kaum Ersatz geben.“