Duisburg.
Eigentlich hatte ein 60-jähriger Homberger am Abend des 5. Juni 2012 nur einen Spaziergang machen wollen. Der führte im Laufe der nächsten sechs Stunden durch drei Kneipen - und endete mit fünf Schüssen, die der Mann an der Moerser Straße auf mehrere Personen und ein Auto, in dem eine junge Familie saß, abgegeben haben soll. Seit Donnerstag steht er wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht.
Die Waffe - eine Walther 7,65 Millimeter, wie sie auch die Polizei benutzt - habe er vor 15 Jahren von einem Bekannten bekommen. „Ich weiß nicht, warum ich sie an diesem Tag eingesteckt habe.“ Auch eine Taschenlampe nahm er mit. Damit soll er gegen 1 Uhr drei jungen Männern, denen er zufällig begegnete, in die Augen geleuchtet haben. Als die ihn aufforderten, das zu unterlassen, soll sich der Angeklagte nach Aussage der Zeugen als Polizist ausgegeben und die Waffe gezogen haben.
Tötung in Kauf genommen
Ein Bekannter der jungen Männer, der gerade mit seinem Auto, darin seine Frau und ein fünf Monate altes Kind, an der Szene vorbeikam, hielt an und mischte sich ein. Ihn soll der 60-Jährige zum Weiterfahren aufgefordert haben. Als der Zeuge Gas gab, knallte es hinter ihm. „Ich habe mich umgeschaut und gesehen, dass er auf mein Auto schoss.“
Als die drei jungen Männer auf der Straße sich den flüchtenden Schützen schnappen wollten, um weiteres Unheil zu verhindern, habe der sich im Laufen umgedreht und auf sie geschossen. Sie konnten den Mann schließlich überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festhalten.
Möglicher Tod von Menschen billigend in Kauf genommen
Der Angeklagte, bislang unbescholten und seit 44 Jahren in der Metallindustrie in Lohn und Brot, will sich nur noch undeutlich erinnern. „Ich habe in die Luft geschossen. Ich habe mich wohl bedroht gefühlt.“
Die Anklage geht davon aus, dass er den möglichen Tod von Menschen billigend in Kauf genommen habe. Für das Verfahren sind in den kommenden zwei Wochen zwei weitere Verhandlungstage vorgesehen.