Duisburg. Der erste Bauabschnitt für die Erneuerung des Karl-Lehr-Brückenzuges in Duisburg wird teurer als ursprünglich geplant und ist vier Monate in Verzug. Deutlich mehr wird allerdings der zweite Bauabschnitt kosten. Die Stadt kalkuliert weitere 60 Millionen Euro für die 2015 beginnenden arbeiten.
Erhebliche Mehrkosten bei Neubauten der öffentlichen Hand sind in Duisburg fast schon trauriger Alltag. Jetzt wird erneut eine saftige Preissteigerung bekannt: Die Erneuerung des Oberbürgermeister Karl-Lehr-Brückenzuges kostet sechs Millionen mehr als geplant, die Baukosten verteuern sich um stolze 37 Prozent. „Erschreckend“ nannte CDU-Ratsherr Elmar Klein im Planungsausschuss solche Summen; der Politik bleibe oft nichts anderes übrig als solche Nachträge in laufenden Bauverfahren abzunicken.
Zudem handelt es sich nur um den ersten von zwei Bauabschnitten. Der erste Abschnitt verläuft vom Nordende des Kaiserhafens bis zum Tausendfensterhaus. Weil allein die Vergabe der Aufträge ein Jahr länger dauerte, sind die Kosten um 1,3 Millionen Euro angewachsen. Und statt der kalkulierten 17 Millionen Euro lag die Auftragssumme nach Vergabe bereits bei 20 Millionen Euro.
Nicht eingeplant: Ein Bauschild für 37.500 Euro
Im Januar 2011 haben die Bauarbeiten schließlich begonnen, Mitte letzten Jahres gingen die beiden Behelfsbrücken über den Vinckekanal in Betrieb, die den Verkehr umlenken. Im Herbst 2014 soll der erste Bauabschnitt fertig, nach jetzigem Stand wird er dann 25,5 Millionen Euro gekostet haben. Wie die Stadtverwaltung gestern mitteilte, liegen die Arbeiten wegen des Winters zudem rund vier Monate in Verzug.
Für die Planungspolitiker war die Auflistung der Mehrkosten wenig durchschaubar. Verwunderung rief bei den Grünen hervor, warum im Nachtrag ein Bauschild für stolze 37.500 Euro auftaucht. „Wir sind dazu verpflichtet, ein Bauschild aufzustellen“, sagte Randolf Unterberg aus dem Baudezernat. „Das Schild braucht jede Menge Material für die Standfestigkeit. Da bauen sich andere eine Garage draus.“
Die Erneuerung der Brücken und die Finanzierung
Der Brückenzug ist verkehrstechnisch bedeutsam, er ist die Verbindung über die Ruhr zwischen dem Norden und der Innenstadt.
Bereits um das Jahr 2000 wurden bei den regelmäßigen Prüfungen der Brücken Mängel festgestellt. 2004 hatten Gutachter den Neubau „dringend empfohlen“. Der Rat hatte die Erneuerung 2007 beschlossen. Kostenrahmen: 20 Millionen Euro.
Zunächst sollte das Projekt über die DVG laufen, dann wurden allerdings die Förderrichtlinien geändert, Stadt und DVG mussten eigene Anträge stellen. Geschätzte Gesamtkosten vor anderthalb Jahren: 84 Mio Euro.
Jetzt tritt die Stadt in Vorleistung, die Vorfinanzierung ist durch Mittel aus dem Stadtbahnfonds gesichert.
Weitaus teurer wird allerdings der zweite Bauabschnitt mit den Stabbogenbrücken über die Ruhr und den Hafenkanal: Die Arbeiten sollen 2015 starten, die Stadt kalkuliert dafür weitere 60 Millionen Euro. Das Gesamtprojekt wird aus zwei Töpfen gefördert: Weil durch den Neubau des Brückenzuges auch die Linie 901 der DVG beschleunigt wird, übernimmt der VRR 45 Prozent der förderungsfähigen Kosten, das Land 55 Prozent. Die Genehmigung für den zweiten Bauabschnitt steht noch aus, zuständig ist die Bezirksregierung Düsseldorf. Der Antrag liege dort seit September 2011 vor, er sei aber noch nicht geprüft, sagte Planungsdezernent Carsten Tum. Die Stadt sei daran interessiert, so schnell wie möglich die Genehmigung zu erhalten.
Die CDU hat das Thema inzwischen politisch aufgegriffen. Die Stadt würde die Maßnahme bis zum heutigen Tage vorfinanzieren, sagt Frank Heidenreich: „Die Stadtspitze darf sich bei der Bewilligung der Fördergelder keine weiteren Fehler oder Fristverstreichungen erlauben.“
Gegenüber der NRZ erklärte die Bezirksregierung gestern, die Prüfung der Förderantrags sei für das erste Quartal 2013 vorgesehen, die Bewilligung wollte sie bis Ende Juni aussprechen. Allerdings gibt es jetzt wohl noch offene Fragen.
Bezirksregierung weiß nichts von den Mehrkosten
Denn von der Kostenerhöhung auf 25,5 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt, die gestern Thema im Ausschuss waren, sei der Bezirksregierung bis zur NRZ-Anfrage nichts bekannt gewesen. Die Stadt habe für ihren Anteil rund 14 Millionen Euro an Fördermitteln beantragt, 9,6 Mio Euro wurden genehmigt, das sind rund 70 Prozent der Kosten.
Zudem sieht man die Eile für die geforderte Genehmigung in Düsseldorf nicht: Da der zweite Bauabschnitt voraussichtlich erst ab 2015 starte, führe eine „verfrühte“ Bewilligung zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand, da sowohl planerische Änderungen und Kostenerhöhungen aufgrund Baupreissteigerungen zu erwarten seien.
Immerhin ein Punkt gibt aber Anlass zur Beruhigung: Seitens der Bezirksregierung gebe es „keine Bedenken“ die Gesamtmaßnahme zu genehmigen, sagte ein Sprecher — „trotz ihrer Komplexität und ihres hohen Fördervolumens.“